Bundesnetzagentur Neuer Ökostrom-Rekord im ersten Halbjahr 2018
München/Bonn (dpa) - In Deutschland ist von Januar bis Juni so viel Ökostrom produziert worden, wie noch nie in der ersten Jahreshälfte.
Insgesamt 105,5 Milliarden Kilowattstunden Strom kamen nach Angaben der Bundesnetzagentur Montag aus Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft und kleineren Quellen wie Erdwärme. Erstmals sind damit in den ersten sechs Monaten eines Jahres als 100 Milliarden Kilowattstunden Ökostrom erzeugt worden.
Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 9,9 Prozent, während die konventionelle Stromproduktion um 6,5 Prozent sank. Dadurch legte der Ökoanteil an der gesamten Erzeugung von 35,9 auf 39,8 Prozent zu.
Der Löwenanteil des Ökostroms kam aus Windkraftanlagen an Land und auf See, die im ersten Halbjahr 2018 knapp 54,9 Milliarden Kilowattstunden beisteuerten. Auf die Windenergie entfiel mit einem Plus von 7 Milliarden Kilowattstunden auch der größte Teil des gesamten Zuwachses der Erneuerbaren.
Die Stromerzeugung aus Solaranlagen legte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2017 um 1,5 auf 21,4 Milliarden Kilowattstunden zu. Strom aus Biomasse blieb mit 20,2 Milliarden Kilowattstunden leicht unter dem Vorjahreswert. Wasserkraftanlagen erzeugten 8,4 Milliarden Kilowattstunden, knapp 1,3 Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum.
Aus den Zahlen der Bundesnetzagentur geht auch hervor, dass die Ökostromerzeugung stark schwankt. Die in diesem Jahr bislang höchste Einspeisung erneuerbarer Energien ins Stromnetz gab es am 3. Januar mit rund 1,1 Milliarden Kilowattstunden. An dem Tag zog Sturmtief Burglind über Deutschland, und die Erneuerbaren deckten dabei 71,6 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland ab. Am 28. Januar, einem Sonntag, waren es sogar 81 Prozent.
An den wind- und sonnenreichen Feiertagen 1. Mai und Pfingstmontag hätten die erneuerbare Energien sogar so viel Strom in das Netz eingespeist, dass sie den Verbrauch kurzzeitig vollständig decken konnten, berichtete die Netzagentur. Nach Berechnungen des Energieversorgers Eon würde die von Januar bis Ende Juni 2018 produzierte Menge an Ökostrom ausreichen, um alle deutschen Haushalte bei einem Durchschnittsverbrauch von 2500 Kilowattstunden ein Jahr lang mit Strom zu versorgen.
Ohne starken Wind und bei wenig Sonne fällt die Ökostromerzeugung dagegen deutlich geringer aus. So stammten am 11. Januar nur knapp 186 Millionen Kilowattstunden aus erneuerbarer Erzeugung. Das ist laut Bundesnetzagentur der bislang niedrigste Wert in diesem Jahr: Die sichere Stromversorgung sei aber stets durch ausreichende konventionelle Kraftwerke gewährleistet. Zudem könne Deutschland bei Bedarf Strom auch aus Nachbarländern beziehen, heißt es in einer Veröffentlichung der Netzagentur.
Der Bundesverband Solarenergie (BSW) sprach von einer „Rekordernte“ bei Strom aus Sonnenenergie. Für eine erfolgreiche Umsetzung müsse das Ausbautempo aber vervielfacht werden. Die Bundesregierung müsse dazu die Deckelung des Zubaus von Solaranlagen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz streichen, forderte BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig.
Nach Einschätzung der Bundesverbands der Deutschen Elektrizäts- und Wasserwirtschaft (BDEW) kommt es für die weitere Entwicklung bei den Ökoenergien entscheidend auf den Ausbau der Stromnetze an. „Nur mit neuen Stromleitungen, die den regenerativ erzeugten Strom auch zum Kunden bringen können, schaffen wir das Ziel von 65 Prozent Erneuerbarer Energien bis 2030“, sagte der Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Stefan Kapferer.