Neuer Wirbel um Opel
Bochum/Rüsselsheim/Eisenach (dpa) - Das Management des angeschlagenen Autobauers Opel bekommt bei seinem rigiden Sparkurs kräftigen Gegenwind zu spüren.
An diesem Montag will der Betriebsrat des Bochumer Werks den Vorstand auf einer Belegschaftsversammlung zur Rede stellen. Angesichts immer größer werdender Sorgen um den Standort Bochum werden klare Zusagen gefordert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa gibt es allerdings noch keine Entscheidung, wie die Zukunft des Werks in Bochum nach 2014 aussehen wird. In die Debatte um die defizitäre General-Motors-Tochter schalten sich auch Politiker ein.
Ähnlich wie beim „Astra“ hat Opel laut Bochumer Betriebsrat auch beim „Zafira“ eine Produktionsverlagerung in ein kostengünstigeres Werk ausgelotet. „Auslöser unserer Sorgen war der Vorstand selbst, der in Rüsselsheim die Bochumer Produktion angeboten hat“, sagte der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel der dpa am Samstag. Opel dementierte dies umgehend: „Das war nicht ein einziges Mal Gegenstand der Verhandlungen in Rüsselsheim“, ließ Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke über einen Sprecher mitteilen. Zuvor berichtete die „Wirtschaftswoche“ unter Berufung auf Einenkel über Hinweise auf Vorbereitungen für eine Produktionsverlagerung des „Zafira“.
Vom Vorstand fordert der Bochumer Betriebsrat, „Planspiele“ über eine Produktionsverlagerung an kostengünstige Standorte unverzüglich einzustellen. „Man hat an allen Standorten den gleichen Katalog vorgelegt wie in Ellesmere. In Rüsselsheim hat man im Januar angeboten, wenn das akzeptiert wird, könnt ihr den "Zafira" bekommen ab dem Jahr 2015“, erklärte Einenkel weiter. Der Betriebsrat in Rüsselsheim habe dieses Angebot aber abgelehnt. Der Katalog sehe Verzicht auf Lohnerhöhungen und Tarifleistungen, einen verstärken Einsatz von Leiharbeitern und weitere Auslagerungen von Tätigkeiten sowie auch eine „totale Flexibilisierung“ der Arbeitszeit vor.
„Wir werden das nicht zulassen, dass wir gegenseitig ausgespielt werden“, betonte der Bochumer Betriebsratschef. Vom Opel-Vorstand forderten die Arbeitnehmervertreter eine Zusage, dass der „Zafira“ für die gesamte Laufzeit des Modells im Bochumer Werk bleibt. An der Belegschaftsversammlung wollen nach früheren Angaben neben Stracke als Gäste auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und NRW-Wirtschaftsminister Harry Voigtsberger (beide SPD) teilnehmen.
Der „Astra“, das mit Abstand wichtigste Fahrzeug von Opel, soll von 2015 an nur noch im britischen Ellesmere Port und in Gliwice (Polen) gefertigt werden. Sollte Bochum im Gegenzug die Produktion des Familienautos „Zafira“ an das Stammwerk in Rüsselsheim verlieren, könnte dies nach Befürchtungen von Arbeitnehmervertretern das Aus für das Ruhrgebiets-Werk mit seinen rund 3200 Arbeitsplätzen bedeuten. In Rüsselsheim gibt es nach früheren Angaben Gespräche über eine zukünftige Auslastung. Der „Astra“-Fünftürer wird seit dem August des vergangenen Jahres im „Insignia“-Werk Rüsselsheim gefertigt.
„Opel steht zu allen seinen Zusagen, wie zum Standortsicherungs- Vertrag, der bis Ende 2014 keine Werksschließungen und keine betriebsbedingten Kündigungen zulässt“, betonte ein Sprecher von Opel am Wochenende. Und das obwohl sich die Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert hätten. Er verwies auf einen seit Jahren schrumpfenden Automarkt in Westeuropa und eine daraus resultierten Preiskampf.
Der Betriebsrat des Eisenacher Werks sieht die Umbaupläne von Opel gelassen. „Es gibt einen Vertrag, der die Produktion des Kleinwagens "Corsa" auch nach dem Modellwechsel im Thüringer Werk sichert“, sagte der Eisenacher Betriebsratsvorsitzende Harald Lieske am Samstag der dpa. Zum Modellwechsel in zwei Jahren würde die Produktion im spanischen Saragossa zwar aufgestockt, das Thüringer Werk werde jedoch noch 28 Prozent aller „Corsa“ produzieren.