Niederlande & Co ohne Probleme am Anleihemarkt
Rom/Madrid/Den Haag/Frankfurt/Main (dpa) - Die europäischen Aktien- und Anleihemärkte haben sich am Dienstag von den Erschütterungen des Vortags etwas erholt. Die großen Euro-Sorgenkinder Spanien und Italien besorgten sich problemlos frische Milliarden an den Geld- und Anleihemärkten.
Auch die Anleiheauktion der Niederlande, seit dem Rücktrittsangebot der Regierung vom Vortag ebenfalls im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, verlief erfolgreich. Die Finanzmärkte reagierten erleichtert.
Am Vortag hatten die Börsen auf den möglichen Machtwechsel in Frankreich, das Scheitern der Regierung in den Niederlanden im Streit um den Sparkurs und enttäuschende Konjunkturdaten mit heftigen Kursverlusten reagiert.
Der Dax stieg am Dienstag um 1,03 Prozent auf gut 6590 Punkte. Am Vortag hatten die politischen Unsicherheiten in der Eurozone den deutschen Leitindex auf den tiefsten Stand seit Ende Januar getrieben. Chefhändler Matthias Jasper von der WGZ Bank warnte allerdings davor, die Gegenbewegung überzubewerten. „Die Börsen bleiben allerdings politisch geprägt.“ Die Sorgen in der Euro-Zone bleiben. Kurzfristig konnte sich der Euro bei 1,32 Dollar behaupten.
Die Niederlande, deren Regierung am Montag ihren Rücktritt eingereicht hatte, sammelten am Anleihemarkt ohne Probleme frisches Geld ein. Insgesamt flossen der fünftgrößten Volkswirtschaft im Euroraum 1,995 Milliarden Euro zu. Obwohl das Ergebnis damit lediglich in der Mitte der angestrebten Stumme von 1,5 bis 2,5 Milliarden Euro lag, wurde es am Markt positiv aufgenommen.
Die Zinsen für das wichtige Nachbarland Deutschlands beim Kampf um die Stabilität im Euroraum stiegen zwar, blieben aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau. Zudem sei die Geschwindigkeit, mit der die Versteigerung über die Bühne gebracht wurde, als gutes Zeichen zu werten, hieß es aus dem Handel.
Der Rechtspopulist Geert Wilders hatte die niederländische Minderheitsregierung im Streit um deren Sparkurs zu Fall gebracht. Der rechtsliberale Ministerpräsident Mark Rutte sah sich am Montag gezwungen, bei Königin Beatrix den Rücktritt seines Kabinetts einzureichen.
Auch Italien sammelte mit einer Nullkuponanleihe und zwei inflationsgeschützten Papieren insgesamt erfolgreich 3,44 Milliarden Euro ein. Das Maximalziel von 3,5 Milliarden Euro wurde damit nur knapp verfehlt. Die Zinsen, die Investoren verlangten, stiegen zwar im Vergleich zu den letzten Auktionen, doch zumindest die Nachfrage ließ nicht zu wünschen übrig.
Zuvor hatte mit Spanien bereits das Euro-Land den Geldmarkt angezapft, das zuletzt am stärksten im Fokus der Märkte stand. Drei- und sechsmonatige Papiere spülten insgesamt 1,9 Milliarden Euro in die Staatskasse. Auch die Spanier blieben damit leicht unter dem Maximalziel von 2,0 Milliarden Euro. Die Zinsen lagen auch hier merklich über dem Wert der letzten Auktion vom März. Doch die Nachfrage fiel sehr robust aus, was an den Finanzmärkten positiv aufgenommen wurden.
Am Sekundärmarkt, wo umlaufende Anleihen gehandelt werden, gingen die Risikoaufschläge für italienische, spanische und niederländische Papiere im Anschluss an die Auktionen spürbar zurück. Bei den italienische Papieren schlug der Trend zuletzt allerdings wieder um.