Noch hohe Risiken: Deutsche Bank mit durchwachsener Bilanz

Frankfurt/Karlsruhe (dpa) - Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal im Tagesgeschäft wieder zugelegt. Allerdings ist das kräftige Plus beim Vorsteuergewinn nur eine Seite der Medaille: Für Rechtsrisiken legt der Dax-Konzern weitere 470 Millionen Euro zurück.

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Zugleich musste die Bank bei der Vorlage der Zwischenbilanz einräumen, dass die Risiken in der Bilanz höher sind als bislang angenommen. Sogar die Postbank-Übernahme macht neue Sorgen.

Vor allem dank des harten Sparkurses und des wieder erstarkten Investmentbankings konnte Deutschlands größtes Geldhaus seinen Vorsteuergewinn auf 917 Millionen Euro steigern, immerhin 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Kräftige Gewinnzuwächse gab es außer im Investmentbanking vor allem in der Vermögensverwaltung. Dagegen schwächelte das Privatkundengeschäft, was auch an den historisch niedrigen Zinsen liegt.

Unter dem Strich stand ein deutlicher Gewinnrückgang um 29 Prozent auf 238 Millionen Euro. Das lag hauptsächlich daran, dass sich die Steuerlast um fast die Hälfte auf 679 Millionen Euro erhöhte. Das Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen sprach in einer Mitteilung von einem „starken operativen Quartalsergebnis“: „Diese Ergebnisse machen die Fortschritte bei der Umsetzung der Strategie 2015+ deutlich, die wir mit zwei Kapitalerhöhungen im Quartal untermauert haben.“

Auf Druck der Aufsichtsbehörden musste die Bank ihre Modelle für die Berechnung der eigenen Risiken deutlich verschärfen. In der Folge stiegen die Risikopositionen in der Bilanz etwa für vergebene Kredite um gut 25 Milliarden auf knapp 399 Milliarden Euro. Das drückt auf die Kapitalpuffer, da die Bank höhere Risiken absichern muss.

So stieg die harte Kernkapitalquote der Bank im zweiten Quartal nur um zwei Prozentpunkte auf 11,5 Prozent. Nach der Kapitalerhöhung um 8,5 Milliarden Euro im Mai/Juni hatte die Bank Ende Juni die Quote noch auf 12 Prozent beziffert.

Aber auch mit dem niedrigeren Wert liegt die Deutsche Bank immer noch deutlich über den erst in einigen Jahren voll gültigen Regeln der Finanzaufseher. Sie hat auch Luft für mögliche neue Belastungen etwa aus den umfangreichen Rechtsrisiken. Die Dividende will das Institut trotz der Kapitalerhöhung stabil bei 75 Cent je Aktie halten.

Jain und Fitschen versuchen seit ihrem Amtsantritt im Juni 2012 mit einem harten Sparprogramm gegen sinkende Einnahmen zu steuern. Bis Ende 2015 sollen die Kosten um 4,5 Milliarden Euro gedrückt werden. Dabei sieht sich der Vorstand auf Kurs, geschafft seien inzwischen 2,6 Milliarden Euro. Zugleich wies Finanzchef Stefan Krause Gerüchte über eine Ausweitung des Sparprogramms ausdrücklich zurück.

Einer der größten Unsicherheitsfaktoren bleiben Rechtsstreitigkeiten. 2,2 Milliarden Euro hat die Bank für drohende juristische Niederlagen bereits zurückgelegt. Dazu kommen könnten 3,2 Milliarden Euro Belastungen, für die noch keine Vorsorge getroffen wurde.

Sogar die Postbank-Übernahme macht wieder Sorgen: Möglicherweise hat der Konzern Kleinaktionären zu wenig für ihre Aktien bezahlt. Der Bundesgerichtshof (BGH) gab am Dienstag dem Effecten Spiegel Recht und verwies den Fall zurück an das Oberlandesgericht Köln.

Die Verlagsgesellschaft hatte 2010 als Postbank-Aktionärin im Zuge der Übernahme 25 Euro je Papier bekommen. Sie wirft der Deutschen Bank vor, bei der Übernahme gemogelt und den Preis gedrückt zu haben. Durch den Deal zwischen Deutscher Bank und Deutscher Post seien ihr 4,8 Millionen Euro entgangen. Sollten die Kläger letztendlich Recht bekommen, drohen hohe Forderungen von Kleinaktionären. Die Aktionärsvereinigung DSW schätzt das Volumen auf 1,6 Milliarden Euro.