US-Notenbank hält Kurs und steuert auf Zinswende zu
Frankfurt/Main/Washington (dpa) - Abermals blicken die Akteure an den Finanzmärkten nach Washington: Dort endet am Mittwoch die Zinssitzung der US-Notenbank. Analysten erwarten, dass die Federal Reserve den vor einem halben Jahr eingeschlagenen Kurs fortsetzen und ihr Wertpapierkaufprogramm weiter verringern wird.
Erwartet wird eine Reduzierung des monatlichen Kaufbetrags um 10 Milliarden auf 25 Milliarden US-Dollar. Im Oktober dürften die zur Konjunkturbelebung aufgelegten Käufe komplett eingestellt werden, wie Fed-Chefin Janet Yellen unlängst erklärte. Bankvolkswirte erwarten, dass dann die nächste Debatte um den Fed-Kurs losgeht. Dann wird das Thema die Zinspolitik sein.
Die derzeitige Kaufrunde ist bereits die dritte seit der Finanzkrise 2008. Geht die Federal Reserve wie angekündigt vor, wird sie Ende Oktober private und öffentliche Wertpapiere im Umfang von 3,8 Billionen Dollar in ihren Büchern stehen haben.
Selbst Notenbanker mit einer lockeren Ausrichtung („Tauben“) stellen derweil nicht in Frage, dass die erste Zinsanhebung seit Juni 2006 näher rückt. Der Arbeitsmarkt erholt sich in großen Schritten, die Inflation hat angezogen. Der Einbruch der Wirtschaft zu Jahresbeginn dürfte dem strengen Winter geschuldet gewesen sein und im zweiten Quartal aufgeholt werden.
Differenzen gibt es jedoch über Beginn und Tempo der Straffung: Für Ende 2015 reichen die Zinsprognosen der Fed-Mitglieder von 0,25 bis 3,0 Prozent, für Ende 2016 liegen sie noch weiter auseinander. Allerdings haben sich zuletzt immer mehr Notenbanker offen für eine zeitnahe Zinsanhebung gezeigt.
Die Finanzmärkte scheinen davon aber noch wenig wissen zu wollen: Die Kursschwankungen an den Börsen sind so gering wie selten, die Anleiherenditen am US-Markt zeigen nur wenig Regung. Beobachter warnen deshalb, dass die Geschwindigkeit der Zinswende unterschätzt werden könnte. Zurzeit rechnen die meisten Analysten mit einem ersten Zinsschritt frühstens Mitte 2015. Die Volkswirte der Commerzbank sind anderer Ansicht: „Die Fed dürfte bereits im Frühjahr 2015 eine erste Zinserhöhung beschließen.“ Sollte die Zinsdebatte im Herbst Fahrt aufnehmen, könnten sich die Schwankungen an den Börsen und die US-Renditen spürbar erhöhen, schätzt Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner.