Nokias Handy-Geschäft tief in den roten Zahlen
Espoo (dpa) - Microsoft hat sich mit Nokias Handy-Geschäft einen Verlustbringer mit schrumpfendem Umsatz gekauft. Die Sparte schrieb im ersten Quartal rote Zahlen von 347 Millionen Euro.
Ihr Umsatz fiel im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 1,93 Milliarden Euro, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Quartalszahlen von Nokia hervorgeht. Microsoft zahlt für Nokias Gerätesparte 3,79 Milliarden Euro sowie weitere 1,65 Milliarden Euro für eine Patentlizenz auf zehn Jahre.
Nach dem Abschluss des Microsoft-Deals vergangene Woche besteht Nokia jetzt hauptsächlich aus dem Netzwerkausrüster NSN. Außerdem gehört noch der Kartendienst HERE dazu.
Das verbliebene Nokia-Geschäft schloss das erste Quartal mit einem Gewinn von 108 Millionen Euro ab. Der Umsatz schrumpfte zwar auch - aber mit einem Minus von 15 Prozent auf 2,66 Milliarden Euro fiel der Rückgang deutlich moderater aus.
Zugleich ernannte Nokia einen neuen Chef. Es wird zum 1. Mai wie erwartet Rajeev Suri, der bisher NSN führte. Der Netzausrüster gehört Nokia ganz, seit Siemens bei dem früheren Gemeinschaftsunternehmen ausgestiegen war. NSN hatte in früheren Jahren mehrfach mit milliardenschweren Sanierungskosten die Nokia-Bilanzen verhagelt.
Doch inzwischen haben sich die harten Maßnahmen ausgezahlt. Jetzt will Nokia mit NSN die nächste Generation der Mobilfunk-Netze prägen. Sie sollen unter der Bezeichnung „5G“ eine noch schnellere und stabilere Datenübertragung bieten.
Der noch vereinte Nokia-Konzern wies im ersten Quartal wegen der roten Zahlen aus dem Handy-Geschäft einen Verlust von 239 Millionen Euro aus. Der Sparte macht zu schaffen, dass einfache Handys, die einen Großteil der verkauften Geräte ausmachen, von Smartphones verdrängt werden.
Und bei Computer-Telefonen liegen Nokias Lumia-Smartphones mit Microsofts Windows-System trotz einiger Fortschritte immer noch weiter hinter dem Google-System Android und Apples iPhones. Microsoft hofft, mit einem Angebot aus einer Hand Software und Geräte besser miteinander verzahnen zu können.
Das neue Nokia will einen Großteil der Einnahmen aus dem Verkauf der Handysparte an die Anteilseigner ausschütten. Sie sollen über eine Sonderausschüttung, reguläre Dividenden und einen Aktienrückkauf insgesamt 3,05 Milliarden Euro erhalten. Zudem sollen rund zwei Milliarden Euro in den Schuldenabbau gesteckt werden.
Microsoft will unterdessen zumindest bei Smartphones den Nokia-Markennamen schnell ablegen. Das kündigte der frühere Nokia-Chef Stephen Elop an, der jetzt die Gerätesparte von Microsoft führt. An einem neuen Namen werde noch gearbeitet, schrieb er bei einer Fragerunde mit Internet-Nutzern. Einfache Handys sollen dagegen noch eine Zeit lang mit Nokia-Schriftzug verkauft werden. Elop verteidigte seine Entscheidung, vor gut drei Jahren bei Smartphones auf Windows Phone zu setzen. Das sei nötig gewesen, um Nokia wieder konkurrenzfähig zu machen. Auch Google wollte Nokia damals für seine Android-Plattform gewinnen, die heute den Smartphone-Markt dominiert.