Obermanns letzter Tag bei der Telekom

Den 50 Jahre alten, gebürtigen Düsseldorfer zieht es in die Niederlande.

Bonn. Nun ist Schluss. Als René Obermann vor einem Jahr seinen Abschied von der Telekom für Ende 2013 ankündigte, hatte ihm keiner ernsthaft abgenommen, dass er dem Bonner Konzern bis zum Ende die Stange halten würde. Doch der 50-jährige Manager blieb und machte seinen Job wie angekündigt bis zum Jahresende. „Die Telekom ist heute wettbewerbsfähiger“, resümiert Obermann.

Im Herbst 2006 hatte er quasi über Nacht die Nachfolge des zuvor glücklosen Kai-Uwe Ricke angetreten. Er stellte vieles infrage, scharte neue, vertraute Leute um sich und baute den Konzern um. In dem Unternehmen hat Obermann Spuren hinterlassen.

Er ist der erste Vorstandschef der Telekom, der den Konzern aus freien Stücken, mit Wohlwollen und ohne Groll verlässt. Und er hinterlässt seinem Nachfolger ein Unternehmen, das zwar nicht besenrein, aber im Konzert der europäischen Telekommunikationsriesen zurück auf der Bühne ist.

Viel hatte die Telekom über all die Jahre zuvor verspielt: Glaubwürdigkeit und Servicequalität gehörten dazu, eine unklare Strategie und wenige geordnete Sparten. Zudem hatte sich ein enormer Schuldenberg aufgetürmt. Im Inland liefen der Telekom die Kunden in Scharen davon. Der rosa Riese schaltete auf Konsolidierung. Die Geschäftsfelder der Telekom wurden neu aufgestellt, die Mobilfunk- und Festnetzsparte wurden integriert. Die Telekom sollte zum Gütesiegel für Servicequalität werden, schrieb sich Obermann auf die Fahnen. Gleichzeitig zog er den Sparkurs an.

Der Abbau und Umbau von Arbeitsplätzen blieb eine Daueraufgabe in dem Unternehmen, das rund 38 000 Beamte von insgesamt 120 000 Beschäftigten in Deutschland auf seiner Gehaltsliste hat.

Als die größten Baustellen erwiesen sich zwei ausländische Mobilfunktöchter: in Großbritannien und den USA. Mit der France Télécom, heute Orange, legten die Bonner ihr britisches Mobilfunkgeschäft in ein Joint Venture (Everything Everywhere). Später schien auch eine Lösung in den USA greifbar: AT&T wollten den viertgrößten Anbieter des Landes für 39 Milliarden US-Dollar übernehmen. Doch die Wettbewerbsbehörde torpedierte den Deal. Vor gut einem Jahr holten sich die Bonner MetroPCS ins Boot und schafften sich damit Luft.

Einen Alptraum durchlebte Obermann 2008, als die Bespitzelung von Journalisten und Aufsichtsräten öffentlich wurde. Verbindungsdaten waren missbräuchlich genutzt worden, um eine undichte Stelle im Aufsichtsrat zu enttarnen.

Beim niederländischen Kabelnetzbetreiber Ziggo wird Obermann nun kleinere Brötchen backen müssen — und er steht auch nicht mehr so im Rampenlicht. Er wolle wieder näher ans operative Geschäft rücken, sagte er vor einem Jahr. Und doch stehen aufregende Zeiten an: „Ich sehe das ganz entspannt“, sagt Obermann und meint damit die Avancen des Ziggo-Großaktionärs, Liberty Global. Das Unternehmen des Kabel-Moguls John Malone bereitet eine Übernahmeofferte für Ziggo vor.