OECD-Prognose: Deutschland ist der Primus
Die OECD ist besorgt über die unterschiedliche Entwicklung in der Eurozone.
Paris. Die einen geben kräftig Gas, die anderen scheinen den Fuß nicht von der Bremse zu bekommen: Mit Bildern wie diesen beschreiben OECD-Experten die aktuelle Lage der Weltwirtschaft.
Während die USA die Krise hinter sich gelassen haben und beim Wachstum Tempo machen, sieht die Lage in der Eurozone weiter düster aus. Im jüngsten Wirtschaftsausblick prognostizieren OECD-Experten mittlerweile einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. Wenn es Deutschland nicht gäbe, würde er noch wesentlich deutlicher ausfallen.
Den Ökonomen bereitet die Situation der einst so starken Eurozone ernsthaft Sorgen. „Die andauernde Konjunkturschwäche könnte in eine Stagnation münden, was negative Konsequenzen für die Weltwirtschaft hätte“, warnte OECD-Chefökonom Pier Carlo Padoan am Mittwoch zur Vorstellung der Prognosen.
Die Gefahr von weiteren Bankenzusammenbrüchen und Austritten aus der Eurozone ist demnach nicht gebannt. Mittlerweile sieht die OECD allerdings in der weiter steigenden Arbeitslosigkeit die größte Herausforderung. In den Euroländern insgesamt wird bis Ende 2014 ein Anstieg der Erwerbslosenquote um 1,1 Prozentpunkte auf 12,3 Prozent befürchtet.
Während die OECD für Deutschland ein „Vollbeschäftigungsniveau“ prognostiziert, geht es in den Südländern weiter bergab. In Spanien und Griechenland könnte laut OECD-Prognose in eineinhalb Jahren mehr als jeder Vierte ohne Job sein.
Handlungsmöglichkeiten im Kampf gegen die Krise gibt es laut OECD wie Sand am Meer. Neben Strukturreformen für mehr Flexibilität auf den Arbeitsmärkten fordert die Wirtschaftsorganisation eine Beschleunigung der Bemühungen um die Schaffung einer echten Bankenunion.
In Deutschland könnten Lohnsteigerungen zusätzliche Wachstumsimpulse schaffen. Und auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) wird viel ungenutztes Potenzial gesehen — auch für „unkonventionelle Maßnahmen“. Die EZB sollte einen negativen Einlagensatz einführen, durch den der Tagesgeldsatz unter null sinken würde. An die Adresse der Staats- und Regierungschefs in der EU heißt es: „Das Tempo des Defizitabbaus sollte gedrosselt werden, falls die Konjunkturschwäche anhält.“