Antriebsarten Öko statt Drecksschleuder: Welche Autos sauber unterwegs sind
Düsseldorf · Elektro, Hybrid, Erdgas, Benziner oder doch Diesel? Wir erläutern, mit welchem Antrieb die Umwelt nur wenig belastet wird.
Stickoxid, Kohlendioxid, Partikel – Autos scheinen die reinsten Dreckschleudern zu sein. In vielen Innenstädten drohen Fahrverbote, weil die Luft so schlecht ist. Gibt es überhaupt einen Antrieb, dessen Ökobilanz halbwegs akzeptabel ist? Und sind Verbrennungsmotoren noch eine Alternative, wenn jetzt ein junger Gebrauchter oder ein Neuwagen gekauft werden soll?
Eigentlich scheint die Antwort ganz einfach zu sein: Ein Wagen mit Elektromotor ist die erste Wahl. Der fährt schließlich ohne Emissionen. Doch stimmt das wirklich? Schließlich fallen auch beim Bau der Autos, der Batterieherstellung und oft auch bei der Stromerzeugung CO2-Emissionen an.
Der ADAC hat mit dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg eine Studie zur Ökobilanz gängiger Antriebsarten erstellt. Basis der Berechnungen sind alle Energieaufwendungen über den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeuges. Dabei wurde eine Laufleistung von 150 000 Kilometern unterstellt. Ergebnis: Das beste Konzept in Sachen CO2-Bilanz gibt es nicht. Und: Elektroautos sind nicht immer besonders klimafreundlich. Je größer die Batterie und der Verbrauch, desto schlechter fällt die Ökobilanz der Stromer aus. Hinzu kommt, dass der Strom in Deutschland noch zu knapp 40 Prozent aus Kohle erzeugt wird. Das verdunkelt das Ergebnis weiter.
Trotzdem: In der unteren Mittelklasse (Kompaktwagen) weist das Elektroauto die beste Ökobilanz auf, wenn auch nur knapp vor Hybrid, Erdgas, Diesel und Benziner. Ähnlich sieht es bei Kleinwagen aus. Anders in der oberen Mittelklasse. Dort punktet der Diesel mit dem geringsten CO2-Ausstoß. Käme der Strom hierzulande zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen, wären Elektroautos fürs Klima aber immer die beste Antriebsart.
Dennoch sind Stromer hierzulande noch Ladenhüter: Geringe Reichweiten, hohe Preise, eine geringe Modellvielfalt und eine löchrige Ladeinfrastruktur schrecken die Käufer ab. Die Industrie verspricht, dass sich das in den nächsten zwei, drei Jahren grundlegend ändern wird. Trifft das zu, wären Elektroautos bald massentauglich.
Zahlreiche Diesel erfüllen Abgasnorm Euro 6d-temp
Wer jetzt einen Neuwagen oder jungen Gebrauchten kaufen möchte, sollte trotz des Abgas-Skandals einen Diesel erwägen. Denn zahlreiche Modelle erfüllen inzwischen die Abgasnorm Euro 6d-temp, die für Erstzulassungen ab September 2019 verbindlich ist (siehe Infokasten). Während die bisherigen Euro-6-Diesel laut Umweltbundesamt im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide je Kilometer (mg/km) ausstoßen, dürfen es bei Euro 6d-temp nur 168 mg/km sein. Und zwar nicht im Labor, sondern unter alltagsüblichen RDE-Straßenbedingungen (RDE = Real Driving Emissions). Kein Wunder, dass der ökologisch orientierte Verkehrsclub VCD erstmals seit drei Jahren Dieselautos zum Kauf empfiehlt. Der ADAC bietet im Netz eine Liste mit Fahrzeugen, die mit Euro 6d-temp zu haben sind.
Auf der Liste finden sich auch zahlreiche Benziner, die damit durchaus als halbwegs sauber gelten können. Deren Problem sind weniger die Stickoxide, sondern der Ausstoß von krebserregenden Rußpartikeln, die bei Ottomotoren mit Direkteinspritzung entstehen. Die ultrafeinen Partikel sind deshalb besonders gefährlich, weil sie durch die Lunge direkt in die Blutbahn gelangen können. Wer die Umwelt schonen möchte, sollte also nur zum Benziner mit Direkteinspritzung greifen, wenn der Motor mit Partikelfilter ausgerüstet ist.
Fahren mit Erdgas: Gutes Konzept, aber es gibt kaum Angebote
Und wie schneidet der Hybrid ab, die Kombination aus Benzin- und Elektromotor? Insbesondere der japanische Hersteller Toyota setzt bei diesem Konzept seit Jahrzehnten Maßstäbe. Mit einem Marktanteil von 70 Prozent bei alternativ angetriebenen Autos stellt Toyota in Europa alle anderen Marken deutlich in den Schatten. Sowohl bei den CO2-Werten als auch bei Stickoxiden schneiden Hybride sehr gut ab. Partikel stoßen sie nicht aus, weil traditionelle Saugrohrbenziner und keine Direkteinspritzer für Antrieb sorgen. Fazit: unter ökologischen Aspekten empfehlenswert. Nachteile: Es gibt nur wenige Modelle. Und Angebote mit Gangschaltung fehlen.
Erdgas könnte bei der Abkehr vom Öl eine nützliche Übergangsrolle spielen, weil dieser Antrieb mit niedrigen Schadstoffwerten und geringem Verbrauch punktet. Die Motoren sind ausgereift und sowohl dem Diesel als auch dem Benziner unter ökologischen Aspekten überlegen. Dennoch bleibt der Gasantrieb in Deutschland eine Mini-Marktnische und wenigen Tausend verkauften Fahrzeugen im Jahr. Selbst der VW-Konzern, der eine Erdgas-Offensive starten wollte, bietet keine Modellvielfalt an.
Viele Autofahrer scheuen zudem davor zurück, mit Erdgas zu fahren, weil sie das Risiko einer Explosion scheuen. Experten halten diese Angst allerdings für unbegründet.