Oetker-Konzern lässt Krise hinter sich
Bielefeld (dpa) - Die Schifffahrts-Sparte des Oetker-Konzerns hat einmal mehr auf die Bilanz durchgeschlagen - diesmal allerdings positiv. 2010 legte der maritime Unternehmensbereich um knapp 39 Prozent zu und bescherte der Gruppe ein glänzendes Ergebnis.
Im Vorjahr hatte der größte Sektor des Unternehmens noch mit einem Umsatzeinbruch von 28 Prozent maßgeblich zum heftigsten Einbruch der Firmengeschichte beigetragen. Die am Dienstag von Konzernchef Richard Oetker präsentierte Bilanz - sie weist ein Umsatzplus von rund 19 Prozent aus - ist die erste volle seit seinem Amtsantritt Anfang 2010. Und sie ist, wie zumeist: „zufriedenstellend“.
Unbeschwert wirkte die auf dem Podium versammelte Konzernspitze am Dienstag nicht. Man sei nicht mehr ganz so optimistisch wie noch vor ein paar Monaten, sagte Richard Oetker. „Alle Sparten vermelden bislang eine zurückhaltende Geschäftsentwicklung und stehen großen Herausforderungen gegenüber“, betonte der 60-Jährige. Größere Bewegungen im Konzern seien nicht absehbar, weder Akquisitionen noch Verkäufe.
Immerhin hat der Oetker-Konzern nach dem Umsatzeinbruch 2009 im vergangenen Geschäftsjahr wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Der Umsatz stieg 2010 im Vorjahresvergleich um 18,9 Prozent auf 9,5 Milliarden Euro. Bereinigt um Zukäufe und Währungsgewinne war es noch ein Plus von 15,7 Prozent. Im Jahr davor war es noch ein Umsatzrückgang von 13,9 Prozent gewesen. Zu Gewinnen oder Verlusten macht Oetker traditionell keine Angaben. Die Zahl der Mitarbeiter stieg 2010 um 4,3 Prozent auf weltweit 25 600.
Praktisch in allen Bereichen stehe die Wirtschaft wegen steigender Rohstoffpreise unter Druck. „Zugleich ist es außerordentlich schwierig, Preiserhöhungen durchzusetzen“, sagte Oetker. Finanzchef Ernst Schröder sieht dennoch in diversen Bereichen auf die Verbraucher höhere Preise zukommen.
Wachstum erzeugen die Oetker-Sparten - neben den Bereichen Nahrungsmittel und Reederei sind dies Bier, Sekt und Spirituosen sowie Chemie und Hotels - vor allem durch Zukäufe oder Wachstum im Ausland. Die Sektkellerei Henkell hätte ohne die Zukäufe der Marken Kuemmerling, Jacobi 1880 und Fürst von Bismarck ein Minus erwirtschaftet, ebenso wie die größte deutsche Brauerei-Gruppe Radeberger. Der Auslandsanteil am Umsatz liegt in der Gruppe mittlerweile bei 66,6 Prozent (Vorjahr: 61,8 Prozent).
Der Oetker-Konzern zeigt sich jedenfalls optimistisch für das laufende Geschäftsjahr. Finanzchef Schröder erwartet auch für dieses Jahr ein „vernünftiges Wachstum“, nicht wieder über 18 Prozent, aber ordentlich. „Unsere Stärke ist die saubere, ordentliche Entwicklung.“ Noch 1989 habe der Konzern einen Umsatz von 1,8 Milliarden Euro gehabt, jetzt sind es 9,4 Milliarden Euro: „Das ist doch nicht schlecht.“