Outlet-Kokurrenz im Bergischen: Der Einzelhandel will sich neu aufstellen
Die geplanten Outlets in Wuppertal und Remscheid könnten dafür sorgen, dass im Bergischen mehr Fachgeschäfte eröffnen.
Wuppertal/Solingen/Remscheid. In diesen Tagen ist Ralf Engel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Wuppertal, recht genervt von dem ständig präsenten Hickhack um die geplanten Outlet-Center in Wuppertal und Remscheid. Grund: Die Einzelhändler in den Innenstädten von Wuppertal, Solingen und Remscheid fallen seiner Meinung nach bei diesem Thema komplett unter den Tisch. Dabei gibt es einige Initiativen der Kaufleute, die Engel als Schritt in die richtige Richtung zur Steigerung der Attraktivität der Innenstädte bewertet — und gleichzeitig als dringend nötig.
„Die Qualitätsoffensive 2025 in Wuppertal-Elberfeld soll dafür sorgen, dass die Fußgängerzone an den neu gestalteten Döppersberg angebunden wird“, sagt Engel. Damit ist zwar die Jahreszahl der Initiative „2025“ direkt obsolet, weil der Döppersberg bereits 2017 in neuem Glanz erstrahlen soll, aber die Grundidee passt. Nun drängt aber die Zeit. Besonders die Poststraße, der „Eingang“ in die Fußgängerzone, gibt derzeit nach Meinung von Engel kein einladendes Bild ab. Ein-Euro-Shops, Telefon- und Dönerläden bestimmen das Straßenbild. Engel: „Wenn die Hausbesitzer keinen Wert auf Qualität und Fassadengestaltung legen, wird das den Wert ihrer Immobilien senken.“
Bei einigen Hausbesitzern von der Poststraße ist die Botschaft angekommen. Es formiert sich dort eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG), die sich auf die Fahnen geschrieben hat, den Bereich — in Zusammenarbeit und auf eigene Kosten — aufzuwerten. Bisher haben sich laut Engel „eine Handvoll Personen“ bereiterklärt, aktiv mitzumachen.
Das Ziel aus Sicht des Handelsverbandes muss freilich sein, die Laufwege Richtung Neumarkt, Friedrich-Ebert-Straße bis hin zur Luisenstraße ebenfalls aufzuwerten und damit anzubinden. Die Möglichkeiten zur Verschönerung sind vielfältig, die Stichworte lauten Pflasterung, Möblierung, Beleuchtung, Überdachung an manchen Stellen — ungeklärt sind aber die Fragen, wer macht und wer bezahlt es.
In Wuppertal-Barmen wiederum besteht die City aus der etwa 800 Meter langen Straße Werth. Dort ist eine Interessensgemeinschaft engagiert, die zu den ersten in ganz Nordrhein-Westfalen gehört. Trotzdem sind die meisten Fachhändler im Laufe der vergangenen Jahren verschwunden, dafür haben sich Ein-Euro Läden breitgemacht. Zudem gibt es wenig Gastronomie. Kleiner Lichtblick: Gerade fließen für diesen Bereich 13 Millionen Euro Fördermittel vom Land.
Kritisch sieht die geplanten großen Outlet-Center der Vorsitzende des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt, Detlef Ammann. Er befürchtet, dass die neuen Konsumtempel in Remscheid und Wuppertal zu viel Kaufkraft aus der Innenstadt abziehen — vor allem, wenn beide realisiert werden. Anders beurteilt er das weitaus kleinere „My Urban Outlet“ (8000 Quadratmeter), das im Herbst in der Solinger Innenstadt eröffnen soll. Es taugt nach Ammanns Einschätzung dazu, Kunden in die City der Klingenstadt zu locken. Das könne eine Sogwirkung erzeugen, die dazu beitrage, die Leerstände an der Fußgängerzone wieder zu besetzen.
Städteplanerisch werde in Solingen bereits einiges unternommen, um die Einkaufsstraße aufzuwerten. Im Stadtteil Ohligs, dem zweiten großen Zentrum der Stadt, streben Einzelhändler und Immobilieneigentümer eine Immobilien- und Standortgemeinschaft an. Die soll dazu beitragen, dass die Fußgängerzone dort dauerhaft aufpoliert wird.
Klaus Kreutzer, Lenneper Inhaber eines Sanitätshauses, ist Regionalvorsitzender des Handelsverbandes NRW im Bergischen Land. Das geplante Designer Outlet Center (DOC) in Remscheid-Lennep, so macht er klar, sei dort „eine legitime und legale Vertriebsform“. Der bestehende Handel sei aber weiter entscheidend für die Urbanität einer Stadt. Das gelte für den DOC-Stadtteil Lennep wie auch das Geschäftszentrum in Remscheid. In Lennep dürfe man daher nicht etwa nur auf die Entwicklung von Gastronomie im historischen Stadtkern setzen, betonte Kreutzer. Es gehe auch darum, ein Nischenkonzept für den Handel zu entwickeln.
Gefordert sei, dass Stadt und Handel gleichermaßen in der Entwicklung aktiv werden. Es müsse auch verbindlich klar sein, was der Outletanbieter überhaupt für Waren führen wird. Ralf Wieber, Geschäftsführer der Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) Alleestraße: „Die ISG hat jetzt die Arbeit aufgenommen. Wir planen beispielsweise eine Grundreinigung der Allee.“ Insgesamt soll das Zentrum auch im Hinblick auf das DOC attraktiver werden. Vom Land fließen zudem zehn Millionen Euro an Fördergeld für die Innenstadtverbesserung.
Besonders wesentlich, so Wieber, sei eine Onlinestrategie auch für den stationären Handel in allen Remscheider Stadtteilen. Zusammen mit dem Stadtmarketing laufen konkrete Gespräche, um die Handelszentren etwa mit W-Lan-Angeboten für die Kunden attraktiver zu machen.