Panne lässt Paris erbeben

Durch die versehentliche Herabstufung der Bonität stehen die Ratingagenturen erneut am Pranger.

Paris. Der Donnerstag hatte für Frankreichs Regierung schon schlecht begonnen. In Brüssel prognostizierte EU-Währungskommissar Olli Rehn für die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas im Jahr 2012 ein äußerst bescheidenes Wachstum von 0,6 Prozent. Dann platzte am Abend eine Bombe ganz anderen Kalibers. Die New Yorker Ratingagentur „Standard & Poor’s“ erkannte Frankreich versehentlich die Top-Bonität ab, um erst Stunden später Entwarnung zu geben. Es habe sich um einen bedauerlichen Irrtum gehandelt, teilte die Agentur mit, und fügte hinzu: „Die Note der Republik Frankreich ist unverändert bei ‚AAA’.“

Doch es ist wie mit der Zahnpasta, die einmal herausgedrückt ist: Man kriegt sie nicht mehr in die Tube zurück. Nur geht es hier nicht um einen banalen weißen Klecks, sondern um die Bonität eines ganzen Landes — und letzten Endes sogar um die Zukunft des Euro. Sollte Frankreich nämlich wirklich auf „Double A“ (AA) heruntergestuft werden, wären die Auswirkungen für den europäischen Rettungsschirm EFSF verheerend. Frankreich müsste für seinen Schuldendienst höhere Kosten aufbringen und wäre wohl nicht mehr in der Lage, die schwere Last des EFSF mitzutragen. Deutschland müsste die Last womöglich alleine schultern.

Die New Yorker Ratingagentur bemühte sich um Schadensbegrenzung. Doch die Panne war kaum noch aus der Welt zu schaffen. Denn inmitten der schweren Finanzkrise reagieren die Märkte so nervös wie scheue Rehe.

Frankreichs Politiker standen zuerst unter Schock, dann entlud sich der geballte Zorn gegen die ohnehin ungeliebte Rating-Branche. Finanzminister François Baroin griff „Standard & Poor’s“ an. Als „ziemlich schockierend“ brandmarkte er die Falschmeldung, andere führende Politiker reagierten ähnlich.

Finanzanalysten hingegen sehen die Schuld bei der Politik. „Agenturen und Märkte halten den Politikern nur den Spiegel vor“, sagte ein Pariser Bankanalyst unserer Zeitung. Die Rechtfertigung von „Standard & Poor’s“, es habe sich um ein „Versehen“ gehandelt, hält der Analyst darüber hinaus für unglaubwürdig. Vielmehr stehe Frankreichs Bestnote schon seit geraumer Zeit „auf einem hohlen Pfeiler“. „Es sieht eher so aus, als sei die Mitteilung nur zu früh verschickt worden.“

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