Pannen-Flughafen: Air Berlin fordert Geld
Die Fluggesellschaft will nach der verschobenen Eröffnung des Berliner Airports 48 Millionen Euro Schadenersatz.
Potsdam. Air Berlin geht wegen der immer wieder verschobenen Eröffnung des Hauptstadtflughafens als erste Fluggesellschaft in die Offensive: Mindestens 48 Millionen Euro fordert die Airline von der Flughafengesellschaft für Schäden, die ihr seit der geplatzten Eröffnung des Pannen-Airports im Juni 2012 entstanden sind.
Am Mittwoch wird vor der 4. Zivilkammer des Potsdamer Landgerichts erstmals über die Klage verhandelt. Besonders pikant: Der jetzige Flughafenchef Hartmut Mehdorn hatte die Klage im November 2012 als damaliger Chef der Airline selbst eingereicht.
Air Berlin will es keinesfalls bei den 48 Millionen Euro belassen. Denn bis zur tatsächlichen Eröffnung des Hauptstadtflughafens laufen monatlich gut eine weitere Million Euro Schaden auf. Airline-Sprecher Matthias Radowski will genaue Summen nicht nennen, erklärt aber: „Air Berlin fordert Ersatz für sämtliche ihr bereits entstandenen und in Zukunft entstehende Schäden.“
Dabei geht es unter anderem um leerstehende Immobilien und den Mehraufwand am alten Flughafen Tegel. Denn Air Berlin hatte den neuen Hauptstadtflughafen als Drehkreuz geplant. Ein Umsteigen in Tegel ist für die Fluggäste aber kaum möglich, weil dort die technischen Voraussetzungen für eine Weiterbeförderung des Gepäcks bis zum Zielflughafen fehlen.
Die Fluggesellschaft sei weiterhin zu außergerichtlichen Verhandlungen bereit, betont Radowski. Solch eine Lösung ist bislang stets gescheitert. Ein von Mehdorn geplantes Vergleichsangebot in Höhe von rund zehn Millionen Euro und anderen Kompensationen wurde vom Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft gestoppt.
Die Lufthansa und die Deutsche Bahn warten mit Forderungen noch bis zur tatsächlichen Eröffnung des Flughafens in Schönefeld ab. „Wir listen bis dahin unsere Schäden monatlich auf“, sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber. So stehe eine voll ausgerüstete Technik-Halle mit Baukosten von 16 Millionen Euro weitgehend leer. Die Airline habe zudem für Schönefeld ihre Flotte aufgestockt, könne das geplante Wachstum wegen der drangvollen Enge in Tegel aber nicht erreichen.
Auch ein Sprecher der Deutschen Bahn erklärte, man werde erst nach Eröffnung des Flughafens über Forderungen verhandeln. Der Bahn entstehen unter anderem Kosten für die Instandhaltung des Eisenbahntunnels zum Airport.
Nur von den Geschäftsleuten, die ihre Waren in der geplanten Airport-Shopping-Mall anbieten wollten, droht der Flughafengesellschaft wohl kein größeres Ungemach. Nach der geplatzten Flughafen-Eröffnung hätten sich elf betroffene Unternehmen an das Brandenburger Wirtschaftsministerium gewandt, sagte Sprecher Steffen Streu. Einige hätten Platz in Tegel gefunden, für die übrigen seien andere befriedigende Lösungen gefunden worden. Nur ein Unternehmen habe eine Klage eingereicht.