5200 Beschäftigte betroffen Paracelsus-Kliniken stellen Insolvenzantrag

Osnabrück (dpa) - Die Paracelsus-Kliniken sind zahlungsunfähig. Beim Amtsgericht Osnabrück sei ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt worden, teilte die Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH mit.

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Die roten Zahlen liegen nach Unternehmensangaben im zweistelligen Millionenbereich. Nach Informationen der Gewerkschaft Verdi sind sieben Akutkliniken defizitär. Verdi kritisierte Managementfehler als Ursache der Insolvenz: In zahlreichen Häusern gebe es zu viele Fachabteilungen, Umstrukturierungen und Investitionen seien seit Jahren verpasst worden, sagte Gewerkschafts-Experte Sven Bergelin.

Betroffen von der Insolvenz sind 40 Einrichtungen an 23 Standorten mit insgesamt 5200 Beschäftigten. Die beiden Restruktierungs- und Sanierungsexperten Andreas Ziegenhagen und Daniel F. Fritz seien als Generalbevollmächtigte bestellt worden und sollen die Geschäftsführung beraten. Zuvor hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“ darüber berichtet.

Unternehmen, die gute Aussichten auf eine Fortführung des Geschäftsbetriebs sehen, können bei Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Das ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt einer Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt.

Der Klinikbetrieb laufe zunächst an allen Standorten und in allen Abteilungen unvermindert weiter. Auch die Löhne und Gehälter seien über das Insolvenzgeld gesichert. Der Klinikkonzern sei in Schieflage geraten, nachdem einzelne Standorte der Gruppe erhebliche Verluste geschrieben haben. Nun solle versucht werden, die defizitären Einrichtungen neu aufzustellen, teilte das Unternehmen mit. Um welche Standorte und Abteilungen es gehe, wolle man nicht sagen.

In den nächsten Monaten solle an dem Sanierungsplan gearbeitet werden. „Wir werden den eingeschlagenen Weg in vollem Umfang und mit vollem Engagement unterstützen“, sagte Gesamtbetriebsratsvorsitzende Sylvia Tausche einer Mitteilung zufolge.

Forderungen der Geschäftsführung, in einem Sanierungstarifvertrag erneut nach 2013 und 2014 auf das Weihnachtsgeld zu verzichten, hatte die Tarifkommission von Verdi in diesem Herbst abgelehnt. Grund: Trotz früherem Verzicht aufs Weihnachtsgeld seien notwendige Investitionen in der Vergangenheit unterblieben. Das Unternehmen habe das Weihnachtsgeld im November allerdings schon nicht mehr gezahlt.

Bei einer Restrukturierung habe das Unternehmen gute Chancen, sagte Verdi-Experte Bergelin. Personalabbau in größerem Umfang erwarte er nicht.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund kritisierte die Informationspolitik des Konzerns. Die Beschäftigten dürften nicht im Regen stehen gelassen werden. „Hier ist auch die Politik gefordert, ihren Beitrag zur Lösung der Probleme zu leisten.“