Paukenschlag im Modemarkt: Tom Tailor kauft Bonita

Hamburg (dpa) - Der Modekonzern Tom Tailor stößt mit der Übernahme der Handelskette Bonita in eine neue Dimension vor. „Wir werden aus dem Stand zu einem Schwergewicht im europäischen Modemarkt“, sagte Vorstandsvorsitzender Dieter Holzer am Donnerstag bei einer Telefonkonferenz in Hamburg.

Beide Unternehmen gemeinsam wären im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 790 Millionen Euro gekommen und hätten damit Rang sieben unter den deutschen Modeunternehmen eingenommen. „Wir haben mittelfristig sicherlich eine Chance, in den M-Dax zu gelangen“, sagte Holzer.

Tom Tailor hatte am Mittwochabend angekündigt, Bonita vollständig zu übernehmen. „Uns geht es dabei nicht allein um Größe“, sagte Holzer. „Wir sehen strategisch, operativ und finanziell viele Vorteile.“ Mit der zweiten Marke Bonita werde Tom Tailor nicht nur neue Wachstumsfelder in der Zielgruppe jenseits von 45 Jahren erschließen. „Das ist ein attraktives und kaufkraftstarkes Marktsegment, das tendenziell unterversorgt ist“, sagte Holzer. Tom Tailor verfüge zudem über besonders hohe Design- und Produktkompetenz und ein starkes Marketing, Bonita sei dagegen stark bei Logistik und IT. So könne Tom Tailor künftig Größenvorteile bei Beschaffung und Logistik ausschöpfen und die Kundenbasis und Altersabdeckung erweitern. Bis 2015 könnten so Einsparungen von zehn Millionen Euro realisiert werden. Die Zahl von gegenwärtig 6100 Mitarbeitern werde wegen des Wachstums des Konzerns eher zunehmen.

Verkäufer von Bonita ist eine gemeinnützige Stiftung in Liechtenstein. Sie erhält 220 Millionen Euro, davon 150 Millionen Euro in bar und den Rest in Tom-Tailor-Aktien aus einer Kapitalerhöhung. Die Stiftung wird mit einem Anteil von 24,9 Prozent knapp unterhalb der Sperrminorität ein Ankeraktionär von Tom Tailor und muss diese Anteile drei Jahre halten. Finanziell sieht Holzer eine Reihe von Vorteilen: Bereits ab August soll die neue Beteiligung in den Konzern eingerechnet werden und damit auch Gewinn abliefern.

Bonita ist mit einer Marge von 15,7 Prozent auf der Basis des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) tendenziell profitabler als Tom Tailor mit 11,7 Prozent Marge. „Wir erwarten eine beträchtliche Ergebnissteigerung“, sagte Holzer. Schon im laufenden Jahr werde der Konzernumsatz 625 bis 635 Millionen Euro betragen und das bereinigte EBITDA 70 bis 75 Millionen Euro. Das Expansionstempo will Holzer in den Kernmärkten Deutschland, Österreich, Schweiz, Benelux und Frankreich anziehen. Bislang eröffnete Tom Tailor rund 60 neue Shops im Jahr, künftig sollen es für beide Marken zusammen 100 sein. Gegenwärtig betreibt der Konzern 1350 eigene Filialen.