Piloten bleiben klar auf Streik-Kurs bei Lufthansa

Frankfurt/Main (dpa) - Die Piloten der Lufthansa steuern ungebremst auf einen Streik zu.

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Die Funktionäre der Gewerkschaft „Vereinigung Cockpit“ (VC) zeigen sich selbstsicher, dass die an diesem Donnerstag zu Ende gehende Urabstimmung eine klare Mehrheit für einen Arbeitskampf bei der Kernmarke Lufthansa und der Tochter Germanwings geben wird.

Am Freitag soll das Ergebnis in Frankfurt vorgestellt und möglicherweise bereits ein Streik-Termin genannt werden.

Die mehr als 5000 Piloten und Co-Piloten sind bei der Lufthansa eine gut ausgebildete und selbstbewusste Funktionselite, ohne die in dem komplexen Gefüge einer Fluggesellschaft nichts geht.

Den harten Sparkurs, den der designierte neue Lufthansa-Chef Carsten Spohr fortsetzen wird, tragen die Piloten nur insofern mit, dass sie die Milliarden-Investitionen in neue Flugzeuge und mehr Komfort für die Passagiere unterstützen.

Dass zusätzlich noch für die Aktionäre die bislang schmale Rendite optimiert werden müsse, sieht die VC nicht so. „Die Lufthansa trägt sich und verdient im Vergleich zu ähnlichen Airlines gutes Geld“, sagt VC-Sprecher Jörg Handwerg.

Die Anteilseigner des Konzerns können nach Ankündigung des Vorstands für das Geschäftsjahr 2013 mit 45 Cent Dividende rechnen, was eine Rendite von knapp 2,4 Prozent ausmacht und damit erneut unter dem erwarteten Dax-Schnitt von 2,8 Prozent liegt. Im Vorjahr waren die Eigentümer ganz leer ausgegangen.

Ungeachtet ihrer Spitzengehälter von bis zu 250 000 Euro im Jahr erwarten die Piloten wie jede andere Berufsgruppe auch regelmäßige Gehaltserhöhungen, die mindestens die Inflation ausgleichen und sie am Produktivitätszuwachs ihres Unternehmens teilhaben lassen. Forderung und Angebot liegen noch meilenweit auseinander, auch weil die Verhandlungen bereits seit zwei Jahren stocken.

Die VC hat die in dieser Zeit aufgelaufenen Forderungen auf rund 10 Prozent addiert. Lufthansa will hingegen erst im Jahr 2016 eine Tabellensteigerung um 3 Prozent zahlen und bis dahin mit erfolgsabhängigen Einmalzahlungen arbeiten, die komplett wegfallen, wenn die operative Marge im Passagiergeschäft nicht stimmt.

In dem Konflikt geht es aber keineswegs nur um die Gehälter. Zum Jahresende hat die Lufthansa einseitig die Vereinbarungen zu den Betriebsrenten sämtlicher Beschäftigter und zur Übergangsversorgung von Piloten und Stewardessen gekündigt, was zu großer Unruhe in der Belegschaft geführt hat.

Das von vielen als Gehaltsbestandteil verstandene Regelwerk zur Übergangsversorgung ermöglichte den Piloten bislang, bereits ab dem Alter von 55 Jahren, im Schnitt mit 59 Jahren, mit bis zu 60 Prozent der Bruttobezüge in die gesetzliche Rente hinüberzugleiten.

Bis 2011 war in den Lufthansa-Cockpits mit 60 ohnehin Schluss. „Es waren Mitglieder der Vereinigung Cockpit, die mit ihren Klagen diese Grenze zu Fall gebracht haben“, erinnert ein hochrangiger Lufthansa-Manager.

Tatsächlich haben rüstige Lufthansa-Kapitäne vor dem Europäischen Gerichtshof erstritten, bis zur internationalen Altersgrenze von 65 Jahren Verkehrsflugzeuge fliegen zu dürfen. Die 60er-Grenze wurde vom EuGH als Altersdiskriminierung interpretiert.

Mit der Grenze sei die Notwendigkeit einer Übergangsversorgung entfallen, argumentiert das Unternehmen, das bislang jährlich acht Prozent des Pilotengehalts noch einmal für die Zahlungen knapp vor der Rente zurückstellen musste.

Dazu kommen noch die Betriebsrenten für sämtliche Beschäftigte, für die Lufthansa bislang stets auch den Zinszuwachs garantiert hatte, eine teure Schere bei dauerhaften Niedrigzinsen am Kapitalmarkt.

Die Pensionslasten - Ende 2012 allein im Inland 11,2 Milliarden Euro - drücken wie Blei auf die Ertragskraft des Unternehmens. Aus diesem Grund will Lufthansa nur noch die Höhe ihres Zuschusses zu den Betriebsrenten garantieren.

Es gibt also eine Menge tarifpolitischen Zündstoff bei der Lufthansa. Einfache Lösungen sind beiden Seiten zufolge nicht in Sicht. Dass Lufthansa die Übergangsrenten zunächst noch freiwillig zahlen will, genügt den Gewerkschaften nicht.

Und selbst eine Einigung mit der VC brächte der streikgebeutelten Lufthansa nur vorübergehende Ruhe: Ende des Jahres beginnen die Tarifverhandlungen für die rund 17 000 Flugbegleiter, die sich ebenfalls nicht mit dem Auslaufen ihrer Übergangsversorgung abfinden wollen.