Piloten weiten Lufthansa-Streik auf Mittwoch aus

Frankfurt/Main (dpa) - Im Tarifkonflikt bei der Lufthansa haben die Piloten ihren Streik bis Mittwoch verlängert. Damit werden am Dienstag und am Mittwoch etliche Lufthansa-Flieger am Boden bleiben - am Dienstag zunächst im Langstreckenverkehr, tags darauf dann bei Kurz- und Mittelstreckenflügen.

Die erste Streikwelle kündigte die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) am Morgen an; abends gab die Verlängerung des Arbeitskampfes bis zum Mittwoch bekannt. Sie erhöht damit den Druck auf die Fluggesellschaft, mit der sie um Rentenfragen und um die künftige Unternehmensstruktur streitet. Grundsätzlich seien jetzt jede Woche neue Streiks der Piloten möglich, sagte VC-Sprecher Markus Wahl der Deutschen Presse-Agentur.

Für Montag und Dienstag hatte Lufthansa nach der ersten Streikankündigung nur 84 Langstreckenflüge absagen müssen. Mit Hilfe freiwilliger Crews und aushelfender Piloten aus dem Management wollte Europas größte Fluggesellschaft mehr als die Hälfte der vom Streik bedrohten Langstrecken-Verbindungen anbieten.

Definitiv gestrichen waren am Montagabend 84 Übersee-Flüge von und nach Frankfurt, München und Düsseldorf. Die ersten Maschinen blieben bereits am Boden. Lufthansa wollte möglichst viele Passagiere aus diesen Flugzeugen auf andere Gesellschaften umbuchen. 90 Überseeflüge sowie sieben Frachter können hingegen im Streikzeitraum zwischen 08.00 und 24.00 Uhr am Dienstag abheben, wie das Unternehmen in Frankfurt mitteilte.

Über die Auswirkungen des weiteren Streiktages gab es zunächst keine Informationen. Lufthansa plant täglich rund 1500 Flüge, die Masse davon auf den Kurz- und Mittelstrecken. Es handelt sich bereits um die 13. Arbeitsniederlegung in dem seit Anfang 2014 laufenden Tarifkonflikt.

Man werde Aktionen jeweils einen Tag vorher ankündigen, sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Montag. Schon in den vorangegangenen zwölf Streikrunden hatte die Gewerkschaft mehrfach diese Taktik gewählt, um der Fluggesellschaft Ausweichplanungen zu erschweren, zuletzt im März. „Es geht bei einem Streik schließlich darum, mit einem hohen wirtschaftlichem Schaden Eindruck beim Gegenüber zu hinterlassen“, sagte Wahl.

Passagiere aus den gestrichenen Flügen sollen laut Lufthansa so gut wie möglich auf andere Fluggesellschaften umgebucht werden, um sie doch noch ans Ziel zu bringen. Die entstehenden Mehrkosten muss die Lufthansa tragen.

Die Gewerkschaft hat die Gespräche mit dem Lufthansa-Management erneut für gescheitert erklärt. Nach Darstellung der VC hatte die Lufthansa es in einem Spitzengespräch mit Vorstandschef Carsten Spohr abgelehnt, die geplante Verlagerung von Flugzeugen und Arbeitsplätzen ins Ausland für die Zeit der Verhandlungen auszusetzen. Man könne nicht über Arbeitsplatzsicherheit diskutieren, wenn gleichzeitig Jobs ins Ausland verlagert würden, hatte VC-Sprecher Wahl erklärt.

Erfolglos verlief am Wochenende auch der Versuch des Unternehmens, den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Zwei Gesprächsangebote der Lufthansa hätten nur auf den ersten Blick vielversprechend ausgesehen. „Eine genauere Analyse zeigte jedoch, dass die Inhalte erneut substanzlos waren“, hieß es in der Mitteilung der Gewerkschaft vom Montag. Lufthansa erklärte hingegen, man habe „weitgehende, weitreichende“ Angebote gemacht.

Die VC hat nach eigenen Angaben dem Unternehmen zuletzt Einsparungen in einem Volumen von rund 500 Millionen Euro angeboten. Neben einem späteren Eintritt der Bestandspiloten in den Vorruhestand sollte innerhalb des Konzerntarifvertrags eine neue Tarifgruppe für Billigflieger eingeführt werden. Die Ablehnung der Vorschläge mache deutlich, dass es Lufthansa nicht um Einsparungen gehe, sondern darum, tarifvertragliche Strukturen aufzubrechen und die Gewerkschaften im Konzern zu schwächen, kritisierte Wahl.

In den bislang zwölf Streikrunden seit April 2014 hat die VC dem Unternehmen nach dessen Angaben mehr als 300 Millionen Euro Schaden zugefügt. Offizieller Streikgrund bleibt die Übergangsversorgung der rund 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Die im laufenden Geschäftsjahr 2015 angefallenen rund 100 Millionen Euro an Streikkosten hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bereits verkraftet. Die von Spohr ausgegebene Prognose von mehr als 1,5 Milliarden Euro an operativem Gewinn werde auch nach Abzug dieser zunächst herausgerechneten Belastung erreicht, erläuterte ein Sprecher. Neuerliche Streiks sind in der Kennzahl aber nicht mehr berücksichtigt.