Neuer Infrastruktur-Vorstand Pofalla steigt bei der Bahn auf
Berlin (dpa) - Karrieresprung für Ronald Pofalla: Der frühere Kanzleramtschef wird zum 1. Januar 2017 bei der Deutschen Bahn Vorstand für Infrastruktur. Dies erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Aufsichtsratskreisen.
Die Personalie soll am Mittwoch bei der Aufsichtsratssitzung der Bahn beschlossen werden. Der 57-Jährige wird damit Nachfolger von Volker Kefer, der im Juni seinen Rückzug angekündigt hatte. Kefer ist bisher auch stellvertretender Vorstandsvorsitzende. Diesen Posten wird es nach seinem Abgang allerdings nicht mehr geben.
Pofalla ist seit Januar 2015 bei der Bahn. In den vergangenen zwei Jahren bekam Pofalla stückweise mehr Macht. Er war zunächst Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen. Im August 2015 wurde er zum Vorstand Wirtschaft, Recht und Regulierung ernannt.
Anfang des Jahres 2016 bekam er dann noch die Verantwortung für die rund 3700 Sicherheitskräfte übertragen, die zuvor bei seinem Vorstandskollegen Kefer lag. Teile seiner bisherigen Aufgaben soll Pofalla auch in seiner neuen Vorstandsfunktion behalten. Der Vorstand für Infrastruktur gilt als wichtiger Posten bei der Bahn.
Pofalla wird seit längerem als Kronprinz von Bahn-Chef Rüdiger Grube (65) gehandelt. Grubes Vertrag läuft Ende Dezember 2017 aus. Es wird erwartet, dass der Aufsichtsrat in den nächsten Monaten über eine Verlängerung des Vertrags entscheidet. In den vergangenen Wochen mehrten sich die Hinweise, dass eine Verlängerung für zwei Jahre so gut wie beschlossen ist.
Das Nachrichtenmagazin „Spiegel“ berichtete, der Vertrag Grubes solle im März verlängert werden, und zwar um drei Jahre und nicht wie ursprünglich geplant um zwei Jahre. Grube müsse damit länger auf seine Vertragsverlängerung warten als von ihm erhofft.
Der bisher für das Infrastruktur-Ressort zuständige Vorstand Kefer verlässt das Unternehmen. Er hatte im Juni erklärt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wolle. Ihm wurde angelastet, den Aufsichtsrat zu spät über Kostensteigerungen beim Projekt Stuttgart 21 informiert zu haben.
Alexander Kirchner, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats und Chef der Eisenbahngewerkschaft EVG, rügte Kefer damals öffentlich dafür, dass er urplötzlich für Stuttgart 21 Zusatzkosten von 600 Millionen Euro publik mache, nachdem drei Monaten zuvor angeblich „noch alles in Ordnung“ gewesen sei. Diese Kostenexplosion war schlussendlich der Auslöser für den Rückzug Kefers.
Zudem teilte die Bahn mit, dass bei der Logistiktochter DB Schenker zum 1. Januar 2017 der Vorstand umstrukturiert wird. Der Vorstand wird von sieben auf sechs Ressorts verkleinert. Damit soll es effizientere Strukturen geben.
Bahn-Chef Grube hatte im November angekündigt, die Konzerntöchter Schenker sowie Arriva nun vorerst doch nicht an die Börse bringen zu wollen. Der Vorstand werde dem Aufsichtsrat bei der Sitzung am 14. Dezember sagen, „dass wir auf Basis der aktuellen Einschätzung einen Börsengang nicht empfehlen können“, hatte Grube der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Zustimmung dafür kam aus der Politik.
Hintergrund des Kursschwenks ist das Votum der Briten für einen EU-Austritt ihres Landes. Die Bahn wollte bis zu 45 Prozent ihrer britischen Tochter Arriva an die Londoner Börse bringen. Zusammen mit dem Teilverkauf der internationalen Logistiksparte Schenker sollte das zusätzliche 4,5 Milliarden Euro für ein groß angelegtes Investitionsprogramm einbringen.
„Durch den Brexit hat sich die Welt leider grundlegend verändert“, sagte Grube und verwies auf die Abwertung des britischen Pfunds. Hintergrund ist aber auch, dass der Bund im September eine Finanzspritze in Höhe von 2,4 Milliarden Euro für die Bahn angekündigt hatte.