Prognose angehoben Bundesbank erwartet kräftigeren Aufschwung

Frankfurt/Wiesbaden (dpa) - Die Bundesbank sieht die deutsche Wirtschaft trotz gestiegener politischer Unsicherheiten rund um den Globus im Aufwind.

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„Hauptstütze ist die lebhafte Binnennachfrage, die von der günstigen Arbeitsmarktlage und von steigenden Einkommen der privaten Haushalte profitiert“, erläuterte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neue Konjunkturprognose der Notenbank.

Für das laufende und das kommende Jahr setzte die Bundesbank ihre Wachstumserwartungen im Vergleich zur letzten Prognose aus dem Juni herauf. Die Experten rechnen nun mit einem jährlichen Zuwachs beim Bruttoinlandsprodukt von jeweils 1,8 Prozent (Juni-Prognose: 1,7 für 2016, 1,4 für 2017). 2015 war die Wirtschaftsleistung um 1,7 Prozent gewachsen.

In den beiden folgenden Jahren werde die deutsche Konjunktur ihr Tempo allerdings etwas drosseln, weil der Privatkonsum an Schwung verliere. Steigende Energiepreise würden die Kaufkraft der Verbraucher schmälern. Zudem stünden demografisch bedingt weniger Menschen zusätzlich für eine Erwerbstätigkeit bereit, was den Konsumzuwachs dämpfe.

Der Export, der derzeit unter der Schwäche des Welthandels leidet, wird nach Einschätzung der Bundesbank zwar wieder an Kraft gewinnen. „Aber dies wird voraussichtlich keinen vollständigen Ausgleich für die weniger schwungvolle Binnenkonjunktur bieten.“ Die Experten erwarten daher für 2018 und 2019 ein etwas schwächeres Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent.

Aktuell kommen vom Export allerdings kaum Impulse. Die Ausfuhren sanken im Oktober gegenüber dem Vorjahr um 4,1 Prozent auf 101,5 Milliarden Euro. Weniger Waren „Made in Germany“ gingen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sowohl in EU-Länder als auch in Staaten außerhalb der Union.

Der Branchenverband BGA sprach von einem „miesen“ Start des deutschen Außenhandels in das Schlussquartal. „Die Oktober-Zahlen zeigen deutlich, wie abhängig die deutschen Unternehmen von einem stabilen internationalen Wirtschaftsumfeld sind“, erklärte BGA-Präsident Anton Börner. Die internationale Unruhe auch in der Politik hinterlasse Spuren. Als ein Beispiel nannte Börner die Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen (Brexit-Votum).

Die Verbraucherpreise in Deutschland werden nach Einschätzung der Bundesbank allmählich steigen. Für das laufende Jahr gehen die Notenbank-Ökonomen - gemessen am europäischen harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) - von einer Teuerungsrate von 0,3 Prozent (Juni-Prognose: 0,2) aus. Für 2017 wird eine Inflationsrate von 1,4 (1,5) Prozent veranschlagt. Sie könnte allerdings höher ausfallen, da sich Rohöl zuletzt deutlich verteuert habe, hieß es.

Wegen des erwarteten stärkeren Anstiegs der Arbeitskosten könnte die die Teuerung 2018 den Experten zufolge auf 1,7 Prozent und ein Jahr später auf 1,9 Prozent zulegen. Die Inflation würde sich damit der Marke von knapp unter 2 Prozent nähern, bei der die Europäische Zentralbank (EZB) Preisstabilität gewahrt sieht.