Porsche befreit sich von drückender Schuldenlast
Stuttgart (dpa) - Porsche will sich auf der Fahrt zur Fusion mit VW zügig von seiner drückenden Schuldenlast befreien. Der Vorstand des Sportwagenbauers gab in der Nacht zum Montag grünes Licht für eine bereits lange geplante Kapitalerhöhung.
Knapp fünf Milliarden Euro sollen noch vor Ostern von den Aktionären eingesammelt werden. Damit schrumpft der Schuldenberg des Autobauers von zuletzt 6,3 Milliarden auf rund 1,5 Milliarden Euro. Eine Entschuldung der Dachgesellschaft Porsche Automobil Holding SE ist eine wesentliche Voraussetzung für das Zusammengehen mit VW. Die Wolfsburger wollen kein unnötiges finanzielles Risiko eingehen.
Es sollen bis zu 131,25 Millionen Aktien zu je 38 Euro ausgegeben werden. Am Montag stand der Kurs bei deutlich über 50 Euro. Die Aktien bietet Porsche also deutlich unter dem aktuellen Börsenkurs an. Ein solcher Abschlag sei bei einer Bezugsrechtskapitalerhöhung üblich, sagte ein Porsche-Sprecher. Der Sportwagenbauer bewege sich dabei am unteren Ende. Die Hauptversammlung hatte den Schritt bereits Ende November abgesegnet, der Gang an den Kapitalmarkt muss deshalb bis Ende Mai über die Bühne sein. Außerdem müssen die Stuttgarter schon im Juni einen Teil der Schulden zurückzahlen.
Dass die Kapitalerhöhung kommt, gilt als sicher. Die Stammaktionäre haben bereits angekündigt mitzuziehen. Von den Familien Porsche und Piëch kommen 2,25 Milliarden Euro, vom Emirat Katar 250 Millionen Euro. Sollten die Eigentümer von Vorzugsaktien bei dem Angebot nicht komplett zugreifen, garantieren die Banken die Abnahme der Anteile. Die Anteilseigner haben ein Vorkaufsrecht. Je einer gehaltenen Aktie dürfen sie 0,75 neue kaufen - die Zahl der Aktien steigt damit um 75 Prozent auf 306,25 Millionen. Die Bezugsfrist soll am 30. März starten und bis zum 12. April laufen.
Die Schulden sind Altlasten: Porsche hatte sich beim Versuch, den viel größeren VW-Konzern zu übernehmen, verhoben und 11,4 Milliarden Euro Schulden angehäuft. Die Wolfsburger drehten im Sommer 2009 den Spieß um - nun soll Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern integriert werden.
Vor allem wegen der sich hinziehenden Ermittlungen gegen Ex-Porsche-Lenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter ist der Zeitplan für das Zusammengehen noch in diesem Jahr aber in Gefahr. Den Managern, die im Sommer 2009 gehen mussten, wird im Zuge des gescheiterten VW-Übernahmeversuchs unter anderem Untreue vorgeworfen. In den USA kämpft Porsche zudem mit Schadenersatzklagen von Investmentfonds in Milliardenhöhe. Solange der Ausgang der juristischen Probleme offen ist, wird es keine Verschmelzung geben - auch hier will VW kein unkalkulierbares Risiko eingehen.
Ein erster großer Teil der Last war abgetragen worden, indem VW mit 49,9 Prozent bei der Porsche AG einstieg und dafür fast vier Milliarden Euro bezahlte. Unter dem Dach der Holding sind der restliche Anteil an der Porsche AG und die VW-Beteiligung der Stuttgarter von 50,76 Prozent gebündelt.
Sollte die vom Management der Autobauer angepeilte Verschmelzung der Porsche SE mit der VW AG nicht funktionieren, gibt es auch ein Hintertürchen: Die Wolfsburger haben die Option, im Notfall den Rest des operativen Porsche-Geschäfts komplett zu übernehmen.