Poststreik: Freiwillige sollen Sendungen verteilen

Berlin/Bonn (dpa) - Die Deutsche Post wirbt um freiwillige Helfer, die am Sonntag wegen des Streiks liegengebliebene Sendungen zustellen sollen. Wie viele Menschen in wie vielen Niederlassungen sich an der bundesweiten Aktion beteiligen werden, konnte eine Post-Sprecherin am Freitagabend nicht sagen.

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Zuvor hatte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) darüber berichtet. Die Aktion solle helfen, die Rückstände der vergangenen Tage abzubauen, sagte die Post-Sprecherin. „Es geht darum, dass wir versuchen, trotz des Streiks den Service für die Kunden so gut wie möglich zu gestalten.“

Die Zeitung schreibt, die Post habe Helfern auch Einkaufsgutscheine in Aussicht gestellt. Dazu wollte sich die Sprecherin nicht äußern. Sie betonte, die Helfer bekämen Zuschläge für die Sonntagsarbeit.

Im bereits fast zwei Wochen andauernden Streik bei der Post hatten am Freitag bundesweit über 25 000 Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Ein Postsprecher sagte, etwa 80 Prozent der Briefe und Pakete würden trotzdem pünktlich zugestellt.

Postkunden mit zeitkritischen Gütern stellt der Streik vor Probleme: Das Kölner Unternehmen Studimed will per einstweiliger Verfügung die Herausgabe liegengebliebener Sendungen erzwingen. Durch fehlende Post sehe sich die Firma, die auf die Vermittlung von Medizin-Studienplätzen an ausländischen Universitäten spezialisiert ist, in ihrer Existenz bedroht, teilte Studimed mit.

In einem konkreten Fall gehe es etwa um die zum Monatsende ablaufende Frist für eine Bewerbung um einen Studienplatz in Litauen, sagte Studimed-Geschäftsführer Hendrik Loll am Freitag. Da beglaubigte Originalunterlagen eingereicht werden müssten, sei man dringend auf die Post angewiesen. Ein Postsprecher wollte den Fall auf Anfrage zunächst nicht kommentieren.

Eine Sprecherin des Kölner Amtsgerichts bestätigte am Freitag den Eingang des Antrags. An die Post sei nun auf postalischem Weg eine Aufforderung zur Stellungnahme geschickt worden. Nach der Zustellung des Schreibens habe die Post dann drei Tage dafür Zeit, so dass nicht vor Mitte kommender Woche mit einer Entscheidung zu rechnen sei.

Die Gewerkschaft Verdi will vor allem die 49 regionalen Gesellschaften mit geringerer Bezahlung im Post-Paketgeschäft wieder in den regulären Haustarif aufnehmen. Im Gegenzug hatte sie Anfang Juni einen moderaten Gehaltsabschluss angeboten. Das Angebot lehnt die Post aber ab. „Ein moderater Abschluss allein ist keine dauerhafte Lösung“, sagte der Post-Sprecher. „Wir müssen den Lohnkostenabstand zum Wettbewerb ausgleichen.“ Die Regionalgesellschaften mit geringerer Bezahlung seien unverzichtbar.