Privatkundenchef Neske verlässt Deutsche Bank

Frankfurt/Main (dpa) - Der langjährige Privatkundenchef der Deutschen Bank, Rainer Neske, gibt nach übereinstimmenden Medienberichten aus Frust über die neue Strategie des Konzerns auf. Der 50-Jährige verhandele über die Auflösung seines Vertrages, berichteten „Handelsblatt“ und „Spiegel Online“.

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Neske gilt als erbitterter Gegner der vor wenigen Wochen beschlossenen Trennung von der Postbank. Der Aufsichtsrat wolle über die Personalie an diesem Mittwoch beraten - einen Tag vor der Hauptversammlung in Frankfurt, bei der viel Kritik von Aktionärsseite erwartet wird. Die Bank wollte sich zu den Berichten nicht äußern.

Der Bruch von Neske mit den beiden Co-Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen kommt nicht überraschend. Als der Vorstand im April den künftigen Kurs beschloss, soll er als einziger dagegen gestimmt haben. Dass die Postbank abgestoßen werden soll und die Deutsche Bank zudem gut jede vierte eigene Filiale schließen will, schwächt Neskes Geschäftsbereich. Er machte sich stattdessen für eine noch größere Integration der Bonner Tochter Postbank in den Konzern stark.

Der Diplom-Informatiker arbeitet seit rund 25 Jahren für die Deutsche Bank und sitzt seit April 2009 im Vorstand. Die Übernahme der Postbank 2008 und die spätere Integration waren sein Werk. Als möglicher Neske-Nachfolge gilt Christian Ricken. Er ist als zweiter Mann im Privatkundengeschäft bereits Mitglied im erweiterten Vorstand und übernahm zuletzt mehrere öffentliche Auftritte für die Bank.

Mit dem erwarteten Ausscheiden Neskes nimmt der Zündstoff für die Hauptversammlung an diesem Donnerstag (21.5.) zu. Der Banker soll sich intern auch für eine konsequentere Aufarbeitung der zahlreichen Skandale eingesetzt haben, die dem Konzern schon mehrere Milliardenstrafen einbrockten. Die Altlasten stammen zumeist aus dem Investmentbanking, dessen oberster Chef Jain lange war.

Zuletzt hatten britische und amerikanische Behörden die Deutsche Bank wegen der Verwicklung in den Skandal um manipulierte Referenzzinsen (Libor) zur Zahlung von 2,5 Milliarden Dollar verdonnert. Es ist die bislang höchste Strafe in diesem Fall. Die Behörden hatten das auch mit mangelhafter Kooperationsbereitschaft des Frankfurter Instituts begründet. Deshalb empfahl die US-Aktionärsberatung ISS, die wichtige internationale Anteilseigner wie Fonds und Pensionskassen unterstützt, den Vorstand bei der Hauptversammlung nicht zu entlasten. Dies hätte zwar keine Folgen, wäre aber ein Warnschuss.