Proteste bei Tarifauftakt - IG Metall rechnet mit harter Runde
Frankfurt/Stuttgart (dpa) - Von Protesten begleitet haben am Dienstag die Tarifverhandlungen für die Metall- und Elektroindustrie in drei Bezirken begonnen.
Die Gewerkschaft verlangt 6,5 Prozent mehr Geld für die insgesamt rund 3,6 Millionen Beschäftigten der Branche, mehr Mitsprache der Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitern und eine unbefristete Übernahme für Ausgelernte. Die Arbeitgeber lehnen sämtliche Forderungen ab. Damit zeichnet sich eine harte Auseinandersetzung ab.
Der IG-Metall-Verhandlungsführer für Hessen, Rheinland-Pfalz, das Saarland und Thüringen, Armin Schild, sagte in Frankfurt, einen Abschluss vor Ablauf der Friedenspflicht am 28. April erwarte er nicht. Ab diesem Zeitpunkt sind Warnstreiks möglich. Man sei auf eine „kampfweise Durchsetzung“ der Forderungen vorbereitet, sagte Schild.
Die Industrie müsse den sich abzeichnenden Abschwung ähnlich flexibel meistern wie den Wirtschaftseinbruch 2008, erklärte der M+E-Mitte-Verhandlungsführer Eduard Kulenkamp in Frankfurt. „Dazu passen eine überhöhte Entgeltforderung und fesselnde Vorschriften zur unbefristeten Übernahme der Auszubildenden oder Einschränkungen bei der Zeitarbeit nicht.“
Die Verhandlungen für die 420 000 Metaller Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Thüringen wurden nach vierstündigen Gesprächen auf den 29. März vertagt. Die Verhandlungen für die rund 80 000 Beschäftigten der niedersächsischen Metall- und Elektroindustrie sollen bereits am 21. März fortgesetzt werden. Die Tarifgespräche für die 800 000 Beschäftigten in Baden-Württemberg gehen am 22. März weiter.
„Wir liegen sehr weit auseinander“, sagte Arbeitgeberchef Rainer Dulger nach den knapp dreistündigen Gesprächen in Fellbach bei Stuttgart. Knackpunkte seien die qualitativen Themen unbefristete Übernahme von Auszubildenden und Mitbestimmung beim Einsatz von Leiharbeit. „Eine faire und angemessene Entgelterhöhung halten wir aber für möglich“, betonte Dulger. Die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Geld sei allerdings überzogen.
Begleitet von lautstarken Protesten insbesondere junger Gewerkschafter waren die Delegationen in Frankfurt und Hannover zusammengekommen. Vor dem Verhandlungsort in Frankfurt feierten mehrere hundert Metaller lautstark symbolische Hochzeiten von jungen Auszubildenden mit ihren Betrieben. In Hannover empfingen nach Angaben eines Gewerkschaftssprechers rund 200 Jugendliche die Arbeitgeber mit einem Trillerpfeifenkonzert.
Der Tarifvertrag für die Metall- und Elektroindustrie endet am 31. März. Bis dahin soll in allen sieben Bezirken eine erste Verhandlungsrunde stattgefunden haben. Erst zu einem späteren Zeitpunkt wird ein Gebiet als Pilotbezirk ausgewählt, um zu einem Ergebnis zu kommen, das dann auf die anderen Bezirke übertragen werden kann.