Prozess gegen Gribkowsky beginnt Ende Oktober
München (dpa) - Der Betrugsprozess gegen den ehemaligen Vorstand der Bayerischen Landesbank, Gerhard Gribkowsky, beginnt voraussichtlich Ende Oktober.
Das Landgericht München I habe die Klage der Staatsanwaltschaft in vollem Umfang zugelassen, berichteten übereinstimmend die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstag) und der „Focus“. Gribkowsky sitzt wegen angeblicher Millionenzahlungen von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone seit Anfang des Jahres in Untersuchungshaft. Der 53 Jahre alte Manager muss sich wegen Bestechlichkeit, Veruntreuung von Landesbank-Vermögen und Steuerhinterziehung verantworten. Die Staatsanwaltschaft war am Samstag zunächst nicht für eine Bestätigung zu erreichen.
Das Landgericht München muss sich auf einen Mammutprozess einstellen: Die Staatsanwaltschaft habe in ihrer Anklage mehr als 40 Zeugen benannt, hieß es in den Berichten. Dazu gehörten prominente Manager aus der deutschen Wirtschaft, einstige Chefs der BayernLB und der frühere bayerische Finanzminister und BayernLB-Kontrolleur Kurt Faltlhauser (CSU). Auch der 80-jährige Ecclestone werde erscheinen. Er hatte bereits im August angekündigt, als Zeuge eine „vollumfängliche Aussage“ machen zu wollen. Der Formel-1-Chef und Gribkowsky bestreiten bislang alle Vorwürfe.
Gribkowsky war bis 2008 als Vorstand für die Risikosteuerung bei der Landesbank verantwortlich. Im Jahr 2006 betreute er für die BayernLB den Verkauf der Formel-1-Anteile an den britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners und soll dabei rund 44 Millionen Dollar (33 Mio Euro) von Ecclestone kassiert haben - davon mehr als 22 Millionen Dollar von Ecclestone selbst sowie nochmals gut 21 Millionen Dollar aus der Familien-Holding Bambino, welche der früheren Frau und den Töchtern des Briten gehört.
Gribkowsky habe als Gegenleistung die Abwicklung ganz im Sinne Ecclestones erledigt. Als Vorstandsmitglied der Bank, die dem Freistaat gehört, hat Gribkowsky laut der Anklageschrift „Aufgaben der öffentlichen Verwaltung“ wahrgenommen. Eine Verurteilung wegen Bestechlichkeit als Amtsträger könnte das Strafmaß deutlich erhöhen. Der BayernLB soll durch den Betrug ein Schaden von knapp 66,5 Millionen Dollar entstanden sein.