Putins erfolgreicher Gaspoker
Russischer Präsident feiert Baubeginn der neuen Pipeline.
Anapa. Als Sieg im Gaspoker feiert die Energiegroßmacht Russland nach ihrem Coup mit der Ostseepipeline Nord Stream nun den Baustart der Leitung South Stream. „Ich bin sicher, dass die Arbeit erfolgreich wird“, sagt Kremlchef Wladimir Putin beim Festakt in der russischen Stadt Anapa an der Schwarzmeerküste.
Zufrieden schaut er zu, wie Arbeiter die erste Naht an dem 80 Zentimeter dicken Gasrohr schweißen, an dem auch eine deutsche Fahne klebt. Innig umarmt Putin South-Stream-Aufsichtsratschef Henning Voscherau (SPD), den früheren Hamburger Bürgermeister. „Danke für die Arbeit“, sagt der Präsident auf der Bühne.
Eine umweltfreundliche und zuverlässige Gaslieferung verspricht der 60-Jährige im weißen Kuppelzelt vor Hunderten Gästen. Vor allem sieht er Russland mit dem Baustart am Schwarzen Meer weiter auf dem Vormarsch in Europa. Von ihrem EU-Anlandepunkt in der bulgarischen Hafenstadt Warna führt die Leitung durch Serbien, Ungarn und Slowenien bis nach Tarvisio in Norditalien.
Auch die BASF-Tochter Wintershall beteiligt sich an dem Projekt mit geschätzten Kosten von 16 Milliarden Euro. Mit der 2380 Kilometer langen Röhre stößt der vom Kreml kontrollierte Monopolist Gazprom nicht nur weiter nach Europa vor. Die Russen preisen das Projekt als Beitrag zur Energiesicherheit im Westen an. Vor allem aber setzt das von den Energieverkäufen abhängige russische Staatsbudget auf satten Profit.
Bedenken des Westens wegen einer immer größeren Abhängigkeit von Gas aus dem Riesenreich weist die Führung in Moskau freilich zurück. Offiziell heißt es bei Gazprom, South Stream stille wie die bisher nicht ausgelastete Ostseepipeline Nord Stream den wachsenden Energiehunger in der EU.
Das Nachsehen haben nun vorerst diejenigen in der EU, die Russlands immer stärkere Marktmacht etwa mit der Nabucco-Pipeline vom Kaspischen Meer umgehen wollten.
Aus Sicht von Experten festigt Russland seine Dominanz und verhindert, dass Gas aus Zentralasien nach Europa fließt. 2015 soll das erste Gas durch South Stream strömen.