Ratingagentur stellt sich bei Griechen quer

Standard & Poor’s betrachtet Hilfe nach „Pariser Modell“ als Zahlungsausfall.

Frankfurt. Geht ihr Daumen nach unten, kann das ein Erdbeben an den internationalen Finanzmärkten auslösen. Deshalb spielen die Ratingagenturen auch in der Griechenlandkrise eine entscheidende Rolle. Denn der Dreh- und Angelpunkt des geplanten zweiten Hilfspakets für Athen ist die Beteiligung privater Investoren wie Banken und Versicherungen an dem bis zu 120 Milliarden Euro schweren Paket.

Die Politik und die Finanzmärkte fürchten, dass die drei bedeutendsten Ratingagenturen — Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch — eine Einbindung der Privaten als Zahlungsausfall („default“) werten könnten — für alle griechischen Anleihen, oder zumindest für ausgewählte Titel.

Das wiederum könnte eine Kettenreaktion auslösen, die manche Experten mit den verheerenden Entwicklungen nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 vergleichen. Griechische Anleihen dürften von Banken nicht mehr als Eigenkapital verwendet werden. Dies könnte das griechische Bankensystem in den Kollaps führen und zu Ansteckungsgefahren für andere Euroländer wie Portugal, Irland, Spanien oder gar Italien führen.

Die Machtfülle der Agenturen ist riesig: An ihren Noten orientiert sich die gesamte Finanzwelt. So wird Griechenland bei S&P nur noch mit der Note „CCC“ bewertet. Anleihen mit einem solch schlechten Rating haben kaum noch eine Chance, Käufer zu finden.

Viele Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds dürfen griechische Anleihen daher gar nicht mehr erwerben. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) muss sie als Sicherheit zurückweisen.

Umstritten sind die Leistungen der Ratingagenturen schon länger: So hatten sie vor der jüngsten Finanzkrise mit Immobilien besicherte Kredite oftmals mit der Bestnote „AAA“ bewertet. Dies führte zu leichtfertigen Käufen dieser Papiere, die sich im Nachhinein oft als wertlos erwiesen hatten.

Auch Anleihen von Schuldenstaaten in der Eurozone erhielten lange gute Bonitätsnoten. Zumindest Standard & Poor’s verteidigt sich damit, dass man Griechenland bereits im Jahr 2004 herabgestuft habe. Damals sei diese Entscheidung kaum beachtet worden.