Razzia bei Zuckerfirmen: Verdacht auf verbotene Preisabsprachen
Brüssel (dpa) - Europas Verbraucher haben möglicherweise jahrelang zu viel für Zucker und Süßigkeiten gezahlt. Die EU-Kommission verdächtigt mehrere europäische Zuckerproduzenten, die Preise für Weißzucker über Jahre hinweg abgesprochen und damit künstlich hoch gehalten zu haben.
Bei Razzien durchsuchten Ermittler Ende April europaweit die Büros großer Hersteller, teilte die EU-Kommission in Brüssel mit. Darunter war auch Europas größter Zuckerproduzent Südzucker.
„Auch bei uns waren sie“, hatte Südzucker-Chef Wolfgang Heer am gestrigen Donnerstag in Mannheim gesagt. Den Anlass kenne er nicht. „Wir gehen aber davon aus, dass die Untersuchung keine Folgen für uns haben wird.“ Insgesamt haben die Wettbewerbshüter nach Brancheninformationen sechs europäische Zuckerproduzenten im Visier.
Auch Nordzucker war betroffen. Das Unternehmen aus Braunschweig bestätigte, am 23. April Besuch von den EU-Kartellwächtern bekommen zu haben. Die Fahnder hätten bei der Razzia Akten und Computer mitgenommen, sagte ein Nordzucker-Sprecher und bestätigte damit Medienberichte. „Wir haben in vollem Umfang mit den Behörden kooperiert.“ Zum Vorwurf selber wollte er sich nicht äußern.
Ein Verstoß gegen die Kartellregeln könnte für die Firmen teuer werden. Die EU-Kommission droht mit Strafen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes. Die Durchsuchungen seien ein erster Schritt und sagten noch nichts über die tatsächliche Schuld der Unternehmen aus, betonte die EU-Behörde. Eine Frist für den Abschluss des Falls gebe es nicht. Preis- und Marktabsprachen zum Schaden von Verbrauchern und Kunden sind in der EU streng verboten.
Die kräftigen Preissteigerungen bei Zucker auf zeitweise über 700 Euro je Tonne ließen die Kartellwächter aufhorchen.