Razzia zu Schmiergeldaffäre am Frankfurter Flughafen: Haftbefehle
Frankfurt/Main (dpa) - Bei einer Razzia um Schmiergeldzahlungen beim Ausbau des Frankfurter Flughafens sind am Dienstag drei Männer in Untersuchungshaft genommen worden.
Sie stehen im Verdacht, Grundstücke im Frachtbereich Cargo-City Süd verschoben und die entsprechenden Schmiergeldzahlungen verdeckt zu haben, wie die Frankfurter Staatsanwaltschaft berichtete.
Bei der Razzia im Bundesgebiet und in Liechtenstein wurden demnach 28 Wohnungen und Büros durchsucht, unter anderem eine noble Villa an der Frankfurter Kennedy-Allee. Laut Staatsanwaltschaft waren am Dienstag 200 Polizisten und 14 Staatsanwälte im Einsatz. Sie sollten auch Vermögensgegenstände im Wert von 2,9 Millionen Euro sichern, die später zum Schadensausgleich verwendet werden können.
Die Ermittlungen richten sich derzeit gegen zehn Beschuldigte, erklärte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu, die die gute Zusammenarbeit mit den Liechtensteiner Behörden lobte. Gegen drei Männer bestanden bereits vor der Razzia Haftbefehle, die übrigen sind auf freiem Fuß. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Bestechung und Bestechlichkeit sowie Untreue, Betrug, Geldwäsche und Steuerhinterziehung. Zuerst hatte das Online-Portal „Bild.de“ von einer Razzia bei bekannten Frankfurter Persönlichkeiten berichtet.
Unter den in Haft genommenen ist der mutmaßliche Haupttäter, ein 50 Jahre alter Ex-Mitarbeiter des Flughafenbetreibers Fraport. Der dort bis Juni 2008 beschäftigte Mann soll gegen Schmiergeld Erbbaurechte in der Cargo-City Süd an Interessenten verschoben haben.
Der Beschuldigte soll Vorstandsvorlagen für die Vergabe der Grundstücke erarbeitet und später die entsprechenden Verträge abgeschlossen haben. Von mindestens zwei Firmen habe er dafür Schmiergeld erhalten und es von einer dritten verlangt, so die Ermittler. Auch bei einem anderen Grundstücksgeschäft in einem nahen Gewerbegebiet habe er die Hand aufgehalten. Unter den weiteren Verdächtigen ist kein anderer Fraport-Mitarbeiter, erklärte die Staatsanwaltschaft.
Ebenfalls verhaftet wurden ein 53 Jahre alter Frankfurter Immobilienkaufmann und ein 73 Jahre alter Treuhänder aus Liechtenstein. Sie werden beschuldigt, über Scheinrechnungen die Schmiergelder getarnt zu haben. Auf ein Liechtensteiner Geschäftskonto seien zunächst 630 000 Euro geflossen, von denen ein unbestimmter Teil weitergeleitet worden sei, erläuterten die Ermittler. Auch über Beraterverträge seien Zahlungen gelaufen.
Die Fraport bestätigte, dass ihre Geschäftsräume am Dienstag durchsucht worden sind. Die Ermittler hätten umfangreiche Unterlagen gesichtet, sagte ein Unternehmenssprecher. Fraport werde aber als Geschädigter angesehen und kooperiere im vollen Umfang mit den Behörden. Zu weiteren Einzelheiten könne man wegen des laufenden Verfahrens nichts sagen.
In der 1996 eröffneten Cargo-City Süd sind laut Fraport mehr als 200 Luftfrachtunternehmen beheimatet. Die Grundstücke wurden zumindest teilweise per Erbbaurecht an die Unternehmen vergeben, die sich ihrerseits zu Bau und Betrieb von Frachteinrichtungen verpflichteten.
Derzeit wird eine Erweiterung der 98 Hektar großen Fläche um weitere 27 Hektar vermarktet. Zumindest in den bislang abgeschlossenen Verträgen trete Fraport als Immobilienentwickler und späterer Vermieter auf, erläuterte der Flughafensprecher. Es sei aber auch die erneute Vergabe über Erbbaurecht möglich.