Bundesverband Recyclingbranche: Chinas Plastikmüll-Importstopp ist Chance
München (dpa) - Die deutsche Recyclingbranche verspricht sich von dem chinesischen Importstopp für Plastikabfälle neue Geschäftschancen.
„Für Kunststoffabfälle ist die Tür nach China zwar zu, aber Recyclate für die kunststoffverarbeitende Industrie sind begehrt - auch in China“, sagte Thomas Probst vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung der Deutschen Presse-Agentur in München. Es gelte daher, mehr von neuen Möglichkeiten und weniger von Schwierigkeiten zu sprechen.
Die Vermeidung von und ein umweltschonenderer Umgang mit Plastikabfällen gehört auch zu den Schwerpunkten auf der Messe Ifat bis zum Freitag (18. Mai) in München.
Dort zeigen rund 3300 Aussteller Neuheiten rund um Themen wie Wasser und Abwasser sowie die Wiederverwertung von Rohstoffen. Bei einer Diskussionsveranstaltung wollten Experten über Möglichkeiten sprechen, die Plastik- und Mikroplastik-Verschmutzung in den Ozeanen und Flüssen in den Griff zu bekommen und erörtern, was Umwelttechnologien dabei leisten können.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte anlässlich der Messeeröffnung am Montag, die Vermüllung der Umwelt und vor allem der Gewässer und Meere sei ein abschreckendes Beispiel für die Notwendigkeit, den Ressourcenverbrauch zu verringern.
Rund 85 Milliarden Tonnen Rohstoffe würden jährlich weltweit abgebaut und eingesetzt, also mehr als 230 Millionen Tonnen pro Tag. „Nur wenn es uns gelingt, die Ressourceneffizienz zu steigern und den Ressourcenverbrauch zu begrenzen, werden wir Wirtschaftsleistung und Arbeitsplätze nachhaltig sichern können“, so die Ministerin.
Der Branchenverband VDMA sieht derweil eine wachsende Nachfrage nach Umwelttechnologien, die sich auch in guten Konjunkturdaten für die entsprechenden Maschinenbau-Sparten niederschlage.
So erhoffen sich die Anbieter von Abfall- und Recyclingtechnik angesichts voller Auftragsbücher auch 2018 wie schon im vergangenen Jahr ein Umsatzplus von drei Prozent, wie der Verband mitteilte. Auch in der Sparte Allgemeine Lufttechnik sorge eine hohe Auslandsnachfrage für eine positive Grundstimmung. Hier erwarten die Anbieter in diesem Jahr wie bereits 2017 fünf Prozent mehr Umsätze.
Seit 1. Januar dürfen Plastikabfälle und andere Abfallsorten nicht mehr nach China eingeführt werden. Seither zeige sich, dass der Müll stärker nach Vietnam oder Malaysia exportiert werde, sagte Probst. Auch in Richtung Osteuropa, beispielsweise nach Bulgarien oder in die Ukraine, nähmen die Exportmengen zu.
„In der Größenordnung wie China wird es aber keine Alternativen geben.“ Nach Probsts Einschätzung dürfte es in den genannten Ländern ebenfalls bald zu ähnlichen Importregulierungen kommen. „Der Export von Kunststoffmüll hat keine Zukunft, und das ist auch gut so.“
Um die Wiederverwertungsquoten bei Kunststoffabfällen in Deutschland anzuheben, würden mehr Sortier- und Recyclinganlagen, aber auch eine stärkere Nachfrage nach Produkten aus Recyclaten, also wiederverwertbaren Kunststoff-Granulaten, benötigt, sagte Probst.
„Wie die Nutzung von Papier aus Altpapier heute selbstverständlich ist, muss auch die Nutzung von Kunststoffprodukten aus Recyclaten zukünftig selbstverständlich sein. Jeder sollte heute schon nach Produkten mit Recyclatanteil suchen.“ Eine Vorreiterrolle sieht Probst bei der öffentlichen Hand, etwa in Bundes- und Landesbehörden, aber auch bei bundeseigenen Unternehmen wie der Deutschen Bahn, die stärker auf Recyclingprodukte setzen sollten.
Nach Angaben des Umweltbundesamtes fielen 2015 in Deutschland gut 3 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle aus Kunststoffen an, gut die Hälfte davon landete in der Müllverbrennung. Durch das Verpackungsgesetz, das Anfang 2019 in Kraft tritt, soll die Recyclingquote für Kunststoffverpackungen von bisher 36 Prozent bis zum Jahr 2022 auf 63 Prozent ansteigen. Auch aus Sicht des Umweltbundesamt müssen deshalb die Anlagenkapazitäten ausgebaut werden. So seien derzeit sechs Sortieranlagen für Leichtverpackungen bundesweit in Bau.