Richter prüfen Anklage gegen ehemalige HRE-Vorstände
München (dpa) - Müssen sich ehemalige Vorstände der Immobilienbank Hypo Real Estate in einem Strafprozess vor Gericht verantworten?
Fast acht Jahre nach der Notrettung des Konzerns, der zum Symbol der Finanzkrise in Deutschland wurde, steht eine Entscheidung über die Anklage gegen den damaligen Chef Georg Funke und andere Manager bevor.
Derzeit befasse sich die zuständige Strafkammer mit der Anklage der Münchner Staatsanwaltschaft, sagte eine Sprecherin des Landgerichts München auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Wegen des Umfangs des Verfahrens werde es aber wohl noch einige Zeit dauern, bis eine Entscheidung getroffen ist.
Die Münchner Staatsanwaltschaft hatte nach jahrelangen Ermittlungen im Jahr 2014 Anklage gegen Funke und sieben weitere Ex-Vorstände erhoben. Die Manager sollen in offiziellen Firmenberichten die Lage der Bank geschönt haben.
Die Entscheidung darüber, ob die Anklage zugelassen wird, verzögerte sich aber, da der zuständige Richter Peter Noll an das Oberlandesgericht befördert wurde und sich nicht mehr mit dem Fall befassen konnte. Sein letztes Verfahren am Münchner Landgericht ist der Prozess gegen fünf Top-Banker der Deutschen Bank wegen versuchten Betrugs im Fall Kirch, der vor dem Abschluss steht. Die Anklage gegen die ehemalige HRE-Führungsriege landete auf dem Schreibtisch von Nolls Nachfolgerin, die sich nun mit dem Fall befassen muss.
Sollte sie die Anklage zulassen, müsste Funke erstmals seit dem Drama wieder öffentlich auftreten. Er hatte sich stets gegen den Vorwurf gewehrt, für das HRE-Debakel verantwortlich gewesen zu sein. Die Hypo Real Estate war im Jahr 2008 fast kollabiert und musste mit staatlichen Milliardenhilfen aufgefangen werden, um den Finanzplatz Deutschland nicht zu gefährden. Ein Jahr später wurde die Bank verstaatlicht, inzwischen aber wieder privatisiert.