Ringen um Opels Zukunft: Verhandlungen mit PSA

Paris/Detroit (dpa) - Die beiden angeschlagenen Autobauer Opel und Peugeot Citroën gehen auf Tuchfühlung.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa aus Branchenkreisen stehen der amerikanische Opel-Mutterkonzern General Motors und der französische Autobauer in fortgeschrittenen Verhandlungen über eine Zusammenarbeit. Wie die genau aussehen könnte, ist allerdings noch offen.

Fest steht bislang nur: Sowohl Opel als auch PSA Peugeot Citroën stecken in der Zwickmühle. Sie sind weitgehend vom europäischen Markt abhängig. Hier aber halten sich die Käufer wegen der Schuldenkrise mit Neuanschaffungen zurück. Opel hatte zuletzt hohe Verluste eingefahren, bei PSA schrieb das Autogeschäft rote Zahlen, dank der Logistiksparte und Finanzdienstleistungen machte der Konzern insgesamt aber einen Gewinn.

Bei Opel drohen neue Einschnitte, selbst Werksschließungen wollte Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke jüngst nicht ausschließen. Bedroht ist vor allem der Standort Bochum. Schon in der vorherigen Sparrunde waren 8000 Jobs weggefallen und das Werk Antwerpen machte dicht. Zuletzt arbeiteten 39 000 Menschen für GM in Europa.

Eine Kooperation zwischen Opel und Peugeot Citroën sei zwar kein Allheilmittel, sagte Autoexperte Stefan Bratzel der dpa. Die Hersteller müssten vor allem die Überkapazitäten abbauen. „Allerdings kann eine Zusammenarbeit zu deutlichen Kostensenkungen führen, die für beide Hersteller dringend notwendig und eine Voraussetzung für das Überleben sind.“

Auch Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer sieht eine „Chance für Opel“. Durch die Größenvorteile stünden die Rüsselsheimer langfristig auf einem solideren Fundament. „Kurzfristig könnte es aber sein, dass im Entwicklungsbereich Einsparungen anstehen.“

Aus Branchenkreisen in Paris hieß es am Mittwoch, dass eine Kapitalverflechtung mit GM allerdings unwahrscheinlich sei. Es sei schwer vorstellbar, dass PSA indirekt Opel-Werke unterstützen wolle. Bislang hat sich die Peugeot-Familie als größter Aktionär stets gegen Kapitalverflechtungen ausgesprochen. PSA kooperiert allerdings schon heute unter anderem mit BMW, Ford und Mitsubishi.

Die Verbindung mit Opel könnte weiter reichen. „Vorstellbar wäre eine Kooperation à la PSA und Toyota. Das heißt man entwickelt und produziert ein Fahrzeug gemeinsam“, sagt Experte Bratzel. „Bei einer längerfristigen Kooperation wäre auch die Entwicklung einer gemeinsame Plattform denkbar, auf der unterschiedliche Fahrzeuge aufgebaut werden können.“

Die Konzerne selbst äußerten sich zurückhaltend. Eine GM-Sprecherin sagte, es liefen regelmäßig Gespräche mit anderen in der Branche. Ob darunter auch Peugeot Citroen sei, wollte sie nicht kommentieren. Auch die Franzosen erklärten ohne Nennung von GM, im Rahmen der Globalisierungsstrategie prüfe man Kooperations- und Allianzprojekte. „Die Diskussionen sind im Gange, und es gibt keinerlei Sicherheit, dass sie zu einem Ergebnis führen.“

Frankreichs Arbeitsminister Xavier Bertrand plauderte jedoch am Mittwoch im Radiosender Europe 1 aus, PSA-Chef Philippe Varin habe ihn über Gespräche mit GM informiert. Die Aktie der Franzosen schoss darauf in die Höhe. Dagegen lag das GM-Papier leicht im Minus.

Die Amerikaner hatten im vergangenen Jahr trotz der Probleme bei Opel und der britischen Schwestermarke Vauxhall einen Rekordgewinn von 7,6 Milliarden Dollar eingefahren. Vor allem das Geschäft in Nordamerika und in China lief glänzend.

Nach Stückzahlen ist GM die Nummer eins der Branche noch vor Volkswagen. Opel ist das ewige Sorgenkind. Im vergangenen Jahr lief im GM-Europageschäft ein Verlust von operativ 747 Millionen Dollar auf. Seit 1999 war es Opel nur einmal gelungen, auf Jahressicht Gewinn zu schreiben - das war im Jahr 2006. In der Wirtschaftskrise 2009 hatte GM sogar erwogen, Opel zu verkaufen, machte aber im letzten Moment einen Rückzieher.

Sollten sich PSA und General Motors einigen, könnte die Zusammenarbeit bereits in der ersten März-Woche auf dem Automobilsalon in Genf bekanntgegeben werden, schrieben „La Tribune“ und die „Financial Times“.