Rossmann verliert 2015 an Gewinnkraft
Burgwedel (dpa) - Die Drogeriemarktkette Rossmann hat 2015 den ersten Gewinnrückgang seit mindestens zehn Jahren verzeichnet. „Die Luft ist ein bisschen dünner geworden“, sagte der Chef des familiengeführten Unternehmens, Dirk Roßmann, zur Vorlage der Bilanz.
Er führte den Druck auf die Gewinnkraft unter anderem auf eine „Preissenkungswelle“ in der Branche zurück.
Klare Gewinnzahlen des als GmbH firmierenden Konzerns nannte Roßmann wie gewohnt nicht. Jedoch habe der Vorsteuergewinn leicht unter dem Wert aus 2014 gelegen. Damals kamen in der für den Konzern zentralen Dirk Rossmann GmbH 288 Millionen Euro zusammen. Der Seniorchef sagte, die Vorsteuerrendite sei 2015 von 4 auf gut 3,5 Prozent abgesackt.
Zu Details sagte er nichts. Seit 2005 hat der Konzern seinen Gewinn vor Steuern fast versiebenfacht. Einen ähnlichen Trend gab es beim Nachsteuergewinn, der im Jahr 2014 bei knapp 217 Millionen Euro lag.
Das Startquartal 2016 lief beim Umsatzwachstum verhalten an. Die 6,3 Prozent Zuwachs lagen deutlich unter dem Durchschnittswert von 9,4 Prozent Erlösplus aus 2015, was den Rekord von 7,9 Milliarden Euro brachte. Das Inland sei in den ersten drei Monaten um 5,2 Prozent und das Ausland um knapp 10 Prozent gewachsen. Im laufenden Jahr soll das Tempo noch ein wenig zulegen, Rossmann rechne mit „7,0 bis 7,5 Prozent“ Umsatzplus auf dann etwa 8,5 Milliarden Euro.
Zu Preiskampf und Margendruck sagte Roßmann mit Blick auf den großen Konkurrenten dm: „Weitere Preissenkungen von dm halte ich mathematisch nicht mehr für darstellbar.“ Schon heute gelte: „Wir haben eine ganze Menge an Artikeln, an denen wir nichts verdienen.“
Rossmann sei generell offen für weitere Zukäufe. Ein Kandidat sei Budnikowsky. Rossmann hat sich - wie dm - im Vakuum der Branchengröße Schlecker bedient, die 2012 in die Insolvenz ging. Etliche Filialen in rentablen Lagen verleibte sich Rossmann ein. Auch danach standen die Zeichen weiter auf eigenen Ausbau. Das bleibt so: Für 2016 plant die Gruppe mit 200 Millionen Euro die Eröffnung von 260 neuen Märkten im In- und Ausland. 122 Millionen Euro davon sollen daheim fließen, vor allem für 140 neue Märkte sowie Modernisierungen.
Beim Umsatz hielt das rasante Wachstum der Auslandsfilialen Rossmann im vergangenen Jahr auf dem Erfolgskurs: Während der steigende Umsatz im Inland das dritte Jahr in Folge weniger Dynamik aufwies, ging es fern der Heimat abermals steiler bergauf: Der Auslandsumsatz wuchs 2015 mit gut 14 Prozent fast doppelt so stark wie die Erlöse daheim.
Mit rund 2 der insgesamt 7,9 Milliarden Euro ist Polen im Ausland die klare Nummer eins. Weiter in den roten Zahlen steckt die Türkei, wo Rossmann inzwischen 55 Läden zählt. Sie machten 2015 rund 3 Millionen Euro Verlust, wovon 700 000 Euro auf negative Wechselkurse entfielen. „Es fällt uns viel schwerer, in der Türkei ins Geschäft zu kommen“, räumte Roßmann ein. Mittelfristig stimmten die Perspektiven aber.
Weiterhin defizitär - und ohne rechte Perspektive - sei das Geschäft mit dem Online-Vertriebskanal. Dafür reichten die Margen nicht aus.