Rückenwind vom Heimatmarkt für deutsche Autobauer
Berlin/Flensburg/Bad Homburg (dpa) - Deutschlands Autobauer spüren nach der monatelangen Inlandsflaute wegen des Auslaufens der Abwrackprämie Rückenwind vom Heimatmarkt. Im Dezember 2010 legten die Pkw-Neuzulassungen in Deutschland erstmals seit langem wieder zu.
Sie stiegen auch um 6,9 Prozent auf 230 371, wie das Kraftfahrtbundesamt (KBA) am Dienstag mitteilte. Im gesamten vergangenen Jahr wurden damit 2,92 Millionen neue Personenwagen gekauft. Das waren 23,4 Prozent weniger als im Rekordjahr 2009, als die Prämie auf Altautos den Neuwagenabsatz kräftig angekurbelt hatte. Die Gewinner der Prämie unter den Autobauern mussten 2010 aber massiv Federn lassen. Für 2011 rechnet die Branche mit besseren Geschäften.
„Die konjunkturellen Rahmenbedingungen für ein gutes Autojahr 2011 sind durchaus gegeben“, sagte der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann. Die Bestelleingänge aus dem Inland verbesserten sich im Dezember um knapp 19 Prozent, aus dem Ausland um 14 Prozent. Allerdings bestünden Risiken an den Rohstoff- und Finanzmärkten.
Im neuen Jahr erwarten der VDA und der Importeursverband VDIK eine Steigerung auf rund 3,1 Millionen Neuzulassungen in Deutschland. Die weltweite Präsenz der deutschen Autobauer und ihrer Zulieferer werde zudem auch 2011 einen Schub für den Standort Deutschland bringen, sagte Wissmann.
Der VDA bekräftigte seine Prognosen, wonach der Export auf die Rekordmarke von 4,4 Millionen Personenwagen und die Inlandsproduktion auf den Höchstwert von 5,8 Millionen Autos steigen dürften. Im vergangenen Jahr waren 5,55 Millionen Wagen von den Bändern der heimischen Werke gerollt - ein Plus von 12 Prozent. Die Ausfuhren gingen um 24 Prozent auf 4,24 Millionen Wagen nach oben.
Auf dem deutschen Markt blieben die Profiteure der Abwrackprämie, die Anbieter von Klein- und Mittelklassefahrzeugen, im vergangenen Jahr auf der Strecke. Europas größter Automobilhersteller VW büßte nach KBA-Angaben in Deutschland mit 23,8 Prozent fast ein Viertel der Neuzulassungen ein.
Opel (minus 31,0 Prozent) und Ford (minus 31,8) erlitten einen Rückgang um fast ein Drittel. Ähnlich wurden Renault, Skoda, Honda und Kia gebeutelt. Bei Fiat und Lancia brach die Zahl der Neuzulassungen sogar um mehr als 50 Prozent ein. Besser hielten sich die Premiumhersteller: Porsche verzeichnete plus 6,0 Prozent, bei BMW/Mini betrug der Zuwachs 3,4 Prozent.
Verglichen mit 2008 - also dem Jahr vor der Abwrackprämie - ging die Neuzulassungszahl 2010 in Deutschland um 5,7 Prozent zurück. Der Marktanteil der deutschen Marken lag der KBA-Statistik zufolge bei 64,0 Prozent. Samt ihrer Konzernmarken wie beispielsweise VW mit Seat und Skoda konnten deutsche Marken ihren Marktanteil 2010 auf rund 70 Prozent nach zuvor 66 Prozent erhöhen, wie der VDA berichtete.
Dabei hätten sie auch von einem Trend zu mehr Diesel-Pkw profitiert. Der Anteil der Dieselantriebe an den Neuzulassungen stieg um mehr als 11 Prozentpunkte auf 42 Prozent.