Rückschlag für deutsche Industrie: Auftragseingang sinkt
Wiesbaden (dpa) - Die deutschen Industriebetriebe haben im Februar einen weiteren Rückschlag beim Ordereingang hinnehmen müssen. Der preisbereinigte Auftragseingang lag saison- und arbeitstäglich bereinigt um 0,9 Prozent niedriger als im Vormonat.
Das teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden nach vorläufigen Berechnungen mit. Experten hatten einen Anstieg um 1,5 Prozent erwartet.
„Insgesamt ist der Start ins neue Jahr bei den Auftragseingängen ernüchternd ausgefallen“, sagte Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB - und das trotz der Stimmungsaufhellung im Euroraum und einem gesunkenen Euro-Außenwert.
Insbesondere das Neugeschäft mit Auslandskunden entwickelte sich schwach: Der Ordereingang aus der Eurozone fiel um 2,1 Prozent niedriger aus als im Januar. Aus dem restlichen Ausland gingen die Aufträge um 1,3 Prozent zurück. Die Bestellungen aus dem Inland stagnierten auf dem Niveau des Vormonats.
Allerdings korrigierte das Bundesamt die Daten für Januar nach oben. Demnach habe der Rückgang bei den Bestellungen zum Jahresauftakt nur 2,6 Prozent betragen und nicht wie zunächst gemeldet 3,9 Prozent.
Angesichts der enttäuschenden Auftragsdaten warnte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen: „Die Konjunktur in Deutschland ist nicht so stark, wie es viele angesichts des kräftigen Wachstums im vierten Quartal und der gestiegenen Frühindikatoren gehofft hatten.“ Denn oft werde übersehen, dass die Investitionen noch nicht in Gang gekommen seien.
Wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilte, können die schwachen Februarzahlen zumindest teilweise damit erklärt werden, dass das Volumen der Großaufträge erneut unterdurchschnittlich ausfiel. Im weniger schwankungsanfälligen Dreimonatsvergleich hätten die Auftragseingänge hingegen um 0,5 Prozent tendenziell weiter zugelegt: „Die Dynamik hat sich im Vergleich zu den Vormonaten allerdings etwas abgeschwächt, insbesondere bei den Auslandsbestellungen.“
Die deutsche Wirtschaft insgesamt dürfte ihren Aufwärtstrend trotz der schwachen Auftragsdaten aus der Industrie auch im ersten Quartal 2015 fortsetzen. Zuletzt hatte ein erneuter Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas die Optimisten auf den Plan gerufen, auch der Umsatz im Einzelhandel legte zu. Außerdem spricht der schwache Euro für Wachstum bei den Exporten. Ökonom Christian Schulz vom Bankhaus Berenberg betont: „Der stärkste Wachstumstreiber aber bleibt die Binnennachfrage - insbesondere der vom billigen Öl getriebene private Konsum.“