Rüstungsriese steht vor dem Aus
Megafusion von europäischer EADS und britischer BAE könnte an politischem Streit scheitern.
München. Die Megafusion von EADS und BAE Systems zu einem neuen Luftfahrt- und Rüstungskonzern steht vor dem Aus. Frankreich und Großbritannien hätten sich nicht über die Modalitäten einigen können, berichteten Medien am Dienstag unter Berufung auf Kreise, die in die Gespräche eingebunden sind.
Der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sprach hingegen von Fortschritten. Er räumte ein, die Ansichten der französischen, deutschen und britischen Regierungen zur möglichen Fusion seien „anfänglich unterschiedlich“ gewesen. „Aber sie haben sich deutlich angenähert.“ Beide Unternehmen bestätigten ein Ende der Fusionspläne am Dienstag zunächst nicht.
Die Fusion gilt als höchst komplex, da sich die beteiligten Regierungen auf eine gemeinsame Linie einigen müssen. Hauptstreitpunkt war der staatliche Einfluss, den sich Deutschland und Frankreich sichern wollten.
Außerdem reden Großbritannien, die USA und die EU-Kommission bei dem Zusammenschluss mit. EADS-Chef Tom Enders und BAE-Boss Ian King hatten auch öffentlich mit aller Kraft für den Plan eines neuen Rüstungsriesen geworben.
Bisher verfügen Deutschland und Frankreich direkt und indirekt über jeweils gut 22 Prozent der EADS-Anteile, die deutschen Interessen nimmt dabei der Autokonzern Daimler wahr.
Für die Fusion lief derweil die Zeit ab, denn am Mittwoch endet um 18 Uhr eine Frist, bis zu der nach britischem Recht ein Zwischenergebnis der bisherigen Gespräche vorliegen muss. Allerdings können die Unternehmen auch eine Fristverlängerung beantragen.
Das Rüstungsgeschäft ist politisch sensibel. Staaten wollen die für die Landesverteidigung wichtigen Industriebereiche nicht zum Spielball ausländischer Investoren oder anderer Regierungen werden lassen. Auch Standorte und Jobs sind Knackpunkte von Verhandlungen.