Saab wieder in Not: Geld aus China noch nicht da
Stockholm (dpa) - Für den lange angeschlagenen Autohersteller Saab ist die Insolvenzgefahr wieder in bedrohliche Nähe gerückt.
Wie Unternehmenssprecherin Gunilla Gustavs in Trollhättan berichtete, sind zugesagte und dringend benötigte 640 Millionen Kronen (70 Mio Euro) Überbrückungshilfen vom chinesischen Autokonzern Youngman noch nicht in Schweden eingegangen.
Als Grund gibt das Unternehmen die fehlende Genehmigung durch chinesische Behörden an. „Wir hoffen, dass sie bis Ende der Woche da ist. Aber wenn es ein klein bisschen länger dauert, wäre das auch noch zu machen“, sagte Gustavs.
Saab muss ab Ende Oktober wieder die Lohn- und Gehaltszahlungen für seine 3500 Beschäftigten im Stammwerk Trollhättan übernehmen, hat aber seit April wegen fehlender Produktion praktisch keine Einnahmen. Nach der gerichtlichen Verfügung eines Sanierungsverfahrens unter Gläubigerschutz hatte ein staatlicher Garantiefonds vorübergehend die Löhne und Gehälter gezahlt.
Als einzige Hoffnung auf einen neuen Produktionsstart und das Überleben von Saab gilt das aus China zugesagte Einstieg des Autounternehmens Youngman sowie des Autogroßhändlers Pang Da. Saabs niederländischer Eigner Swedish Automobile und Pang Da wiesen am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung mit Saab Medienberichte zurück, wonach der Pekinger Autohändler als zweiter Partner abgesprungen sei: „Diese Berichte sind durch ein Missverständnis entstanden.“
Youngman und Händler Pang Da wollen mit insgesamt 245 Millionen Euro als neue Haupteigner bei Saab einsteigen. In Stockholmer Medienberichten hieß ohne Angabe von Quellen, dass möglicherweise Geely, die ebenfalls chinesische Mutter des schwedischen Saab-Konkurrenten Volvo an einer Übernahme interessiert sei, aber erst eine Insolvenz abwarten wolle.
Im Stammwerk Trollhättan nördlich von Göteborg können seit einem halben Jahr wegen leerer Kassen keine Autos mehr gefertigt werden. Ende Oktober läuft die staatliche Übernahme von Gehaltszahlungen an alle 3500 Saab-Beschäftigten aus, die mit der gerichtlichen Verfügung einer Sanierung unter Gläubigerschutz in Gang gesetzt worden war.
Saabs derzeitiger Haupteigner Swedish Automobile gab die Gesamtschulden zuletzt mit 6,9 Milliarden Kronen (769 Mio Euro) an. Bis zum Produktionsstopp im April liefen nur 13 000 Wagen vom Band.