Schaeffler profitiert von Euroschwäche und Autogeschäft
Herzogenaurach (dpa) - Das Geschäft mit der Autoindustrie läuft beim Wälzlagerhersteller Schaeffler weiter rund. Dank des wachsenden Kerngeschäfts und des schwachen Euro konnte der Konzern im vergangenen Jahr auch die Schwäche im Industriegeschäft ausbügeln.
Insgesamt wuchs der Umsatz im Jahresvergleich um 9,1 Prozent auf 13,23 Milliarden Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Der Euro war im Vergleich mit dem Vorjahr deutlich schwächer. Deshalb verstärkte schon die Umrechnung der im Ausland erzielten Erlöse in die Gemeinschaftswährung das Plus beim Konzernumsatz. Ohne diesen Rückenwind aus der Umrechnung in Euro hätte das Plus 3,5 Prozent betragen. Im laufenden Jahr peilt Vorstandschef Klaus Rosenfeld ein Wachstum von 3 bis 5 Prozent an.
Gut lief es in der Autosparte in den USA und auch in China, wo das Unternehmen im Jahresverlauf aber eine kleine Delle hinnehmen musste. Außerdem legte das Ersatzteilgeschäft überdurchschnittlich zu. Das Industriegeschäft wuchs nur dank des schwachen Euros. Probleme macht laut Rosenfeld zum Beispiel der Abschwung in einigen Branchen wie der Öl- und Gasindustrie. Schaeffler hatte in der Sparte ohnehin einen Umbau gestartet, um im Wettbewerb fitter zu werden. Rund 500 Stellen sollen abgebaut werden. Hier liege man im Plan, sagte Rosenfeld auf der Pressekonferenz in Frankfurt. Ende 2015 beschäftigte Schaeffler 84 200 Mitarbeiter - rund 1900 mehr als ein Jahr zuvor.
Zu Volkswagen und möglichen Sparbemühungen der Wolfsburger wegen des Skandals um manipulierte Abgaswerte wollte sich Rosenfeld nicht äußern. Er verwies auf die eigenen Geschäftszahlen. Die operative Gewinnmarge im Autogeschäft liegt bei den Franken komfortabel im zweistelligen Prozentbereich - ein Wert, den auch deutsche Oberklasseautobauer kaum erreichen. „Insofern spricht einiges dafür, dass wir unsere Dinge richtig machen“, sagte Rosenfeld.
Unter dem Strich kam das Umsatzwachstum nicht an, weil Schaeffler im Dezember 238 Millionen Euro für mögliche Schadensersatzansprüche in einem Kartellverfahren zurücklegte. Außerdem wurden für den Konzernumbau im schwächelnden Industriegeschäft Rückstellungen von 36 Millionen Euro gebildet. Der Konzerngewinn schrumpfte um 9,6 Prozent auf 591 Millionen Euro. An der Börse gewann die Aktie im SDax 0,14 Prozent.
Das Management schlägt eine Dividende von 35 Cent je Vorzugsaktie vor - außerdem soll es eine Sonderausschüttung von 15 Cent pro Papier geben. Die Verschuldung konnte Schaeffler binnen Jahresfrist von 5,8 auf 4,9 Milliarden Euro senken. Seit Ende 2012 seien ein Viertel der Schulden abgebaut worden.
Ohne die Sondereffekte wäre der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) etwas schwächer als der Umsatz um 7,4 Prozent auf 1,68 Milliarden Euro gestiegen, rechnete der Konzern vor. Im laufenden Jahr nimmt sich Schaeffler bei der bereinigten operativen Marge erneut einen Zielwert von 12 bis 13 Prozent vor (VJ: 12,7). „Auch wenn das Umfeld weiter herausfordernd bleibt, sehen wir für unser Geschäft weiter gute Wachstumschancen“, sagte Rosenfeld.
Neben den Zahlen erregte ein Ermittlungsverfahren Aufsehen. Die Staatsanwaltschaft Würzburg ermittelt wegen Bestechung im geschäftlichen Verkehr, Untreue und Steuerhinterziehung gegen ehemalige Manager des Konzerns. Zu diesen gehört auch der Ex-Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger, der jetzt Vorstandschef des Hamburger Windkraftanlagenherstellers Senvion ist. Laut Angaben seines Sprechers stellt Geißinger fest, dass er die aus den Jahren 2006 bis 2011 stammenden Vorfälle lückenlos aufgeklärt habe. Im Zuge eines Untersuchungsberichts habe er 2011 alle notwendigen Maßnahmen eingeleitet. Er stehe nicht im Fokus der Ermittlungen und soll auch selbst keine Bestechungszahlungen vorgenommen haben. Geißinger gehe davon aus, dass die vorläufigen Ermittlungen zeitnah eingestellt werden.
Es geht um zurückliegende Schmiergeldzahlungen einer Tochtergesellschaft in der Türkei, laut Staatsanwaltschaft wird aber auch ein mögliches Vergehen in anderen Ländern geprüft. Auch Schaeffler fordert einem Bericht in der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge von acht ehemaligen Mitarbeitern Schadensersatz in Höhe von 13 Millionen Euro, das Unternehmen wollte sich auf der Pressekonferenz zum laufenden Verfahren jedoch nicht äußern.