Scharfe Kurskorrektur in Tokio: Nikkei bricht ein

Tokio (dpa) - Nach dem jüngsten schwindelerregenden Höhenflug an Tokios Aktienbörse sind die Kurse am Donnerstag dramatisch eingebrochen.

Ausgelöst durch schlechte Konjunkturdaten für China stürzte der Nikkei-Index für 225 führende Werte nach anfänglich kräftigen Aufschlägen um mehr als 1000 Punkte in den Keller.

Am Ende ging der Nikkei mit einem Verlust von 1143,28 Punkten oder 7,32 Prozent bei 14 483,98 Punkten aus dem Markt. Das ist der höchste Tagesverlust auf die Prozenthöhe bezogen seit dem 15. März 2011, als der Nikkei um 10,55 Prozent eingebrochen war.

Zu den Einbußen am Donnerstag trug eine Abschwächung des Dollars zum Yen auf das Niveau von 101 Yen und damit den tiefsten Stand seit einer Woche bei. Auch ein Anziehen der langfristigen Zinsen in Japan schürte die Unruhe.

Analysten sehen in dem Kurseinbruch vom Donnerstag eine Korrektur, nachdem der Nikkei-Index in diesem Jahr rasant um 5000 Punkte oder mehr als 50 Prozent zugelegt hatte. Am Markt hatte es jüngst zunehmend Sorge vor einer Überhitzung gegeben.

Befeuert worden war dieser spektakuläre Höhenflug von Japans Ministerpräsidenten Shinzo Abe und dessen „Abenomics“ genannter Wirtschaftspolitik aus massiven Konjunkturprogrammen und einer aggressiven Lockerung der Geldpolitik. Auf diese Weise wurde der Yen drastisch abgewertet und so der Exportwirtschaft des Landes kräftig unter die Arme gegriffen.

Anfangs hatte es an Tokios Börse so ausgesehen, als würde die Party weitergehen. Um mehr als 300 Punkte zog der Nikkei-Index im frühen Handel an und näherte sich bereits der Marke von 16 000 Punkten.

Vor allem Exportaktien profitierten einmal mehr vom weiteren Nachgeben des Yen auf das Niveau von 103 Yen zum Dollar, nachdem US-Zentralbankchef Ben Bernanke vor dem Kongress am Vortag angedeutet hatte, dass die „Fed“ ihre Lockerung der Geldpolitik bald zurückfahren könnte. Dies ließ den Nikkei bis auf 15 942,60 Punkte steigen, dem höchsten Zwischenhoch seit dem 12. Dezember 2007.

Doch dann drehte sich plötzlich das Blatt, als bekannt wurde, dass der von der Großbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für China im Mai erstmals seit mehr als einem halben Jahr unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gesunken ist. Das deutet darauf hin, dass der industrielle Sektor in China leicht geschrumpft ist. Plötzlich brach an Tokios Börse Hektik aus, die Kurse begannen zu taumeln. Ein Verkaufsschub zog den nächsten nach sich.

Die Papiere von Toyota brachen um 5,1 Prozent auf 6290 Yen ein, Honda fielen um 5,2 Prozent auf 4030 Yen. Canon verloren 3,9 Prozent auf 3735 Yen. Das Börsenschwergewicht Fast Retailing stürzte um 8,0 Prozent auf 38 100 Yen. Und doch bleiben Analysten zuversichtlich, dass der Trend an Tokios Börse langfristig weiter nach oben zeigt, da der Dollar nach Bernankes Äußerungen weiter zum Yen anziehen dürfte.