Schicksalswoche für Schlecker
Ohne Investor muss die Drogeriekette geschlossen werden. 14 300 Mitarbeiter zittern um ihre Jobs.
Ulm. Der nächste Freitag könnte zum traurigen Déjà-Vu für tausende Schlecker-Beschäftigte werden: Ende März mussten sie erleben, wie Tausenden ihrer Kolleginnen gekündigt wurde — nun könnte auch für sie die letzte Stunde bei der insolventen Drogeriekette schlagen.
Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz muss bis zum 1. Juni einen akzeptablen Investor präsentieren. „Wenn es nicht so ist, sind wir leider gezwungen, den Betrieb von Anton Schlecker stillzulegen“, sagte er.
Das haben am Freitag die drei größten Gläubiger beschlossen, sie gaben Geiwitz die letzte Galgenfrist. Noch sind bei Schlecker mehr als 14 300 Mitarbeiter beschäftigt.
„Es geht um tausende Arbeitsplätze, also um Menschen“, sagte die Gesamtbetriebsratschefin Christel Hoffmann, die über die Pfingstfeiertage für ihre Kolleginnen erreichbar bleiben will. „Bei einigen werden die Nerven blank liegen.“
Hoffen müssen auch die Gläubiger, denn für sie geht es in erster Linie um Geld, um viel Geld. Und vielleicht hat auch diese Erwartung die drei größten Gläubiger angetrieben, die Frist für Geiwitz zu verlängern.
Vielleicht ist ja doch einer der beiden verbliebenen Kandidaten bereit, mehr Geld für Schlecker springen zu lassen? Angebote hat es gegeben — sie waren nur „schlichtweg nicht ausreichend“, wie Geiwitz sagte. Der einstige Karstadt-Retter Nicolas Berggruen hat Interesse bekundet. Doch wie viel ist er bereit, in das tief in roten Zahlen steckende Unternehmen zu investieren?
„Wir brauchen ein belastbares Übernahmekonzept und einen vernünftigen Kaufpreis und beides liegt derzeit nicht vor“, sagte Geiwitz über seine zwei potenziellen Kandidaten, die er den Gläubigern vorstellte. Auch er hofft auf eine Wende.
Geiwitz kann aber nicht viel bieten: Schlecker macht immer noch Verluste, hat ein sehr schwieriges Image, die meisten Filialen sind nicht in einer Toplage und er hat mehr als 4000 Kündigungsklagen von früheren Beschäftigten im Nacken — sie sind ein Risiko für jeden Investor. „Wir sind in einer sehr ernsten Situation.“