Schienenkartell: ThyssenKrupp gibt Gleistechnik auf
Essen (dpa) - Nach massiven Kartellbußen in dreistelliger Millionenhöhe steigt ThyssenKrupp aus dem Geschäft mit Schienen und Weichen aus.
Betroffen vom Personalabbau sind 260 Mitarbeiter an Standorten in NRW, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Man werde versuchen, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, hieß es.
Versuche, die nicht mehr profitable Sparte zu verkaufen, seien gescheitert. Das profitable Bautechnikgeschäft soll dagegen im Konzern weitergeführt werden.
Wegen unerlaubter Absprachen mit anderen Unternehmen im Bereich Gleistechnik hatte ThyssenKrupp in den Jahren 2012 und 2013 zwei Bußgeldbescheide des Kartellamts in einer Gesamthöhe von rund 191 Millionen Euro erhalten.
Daneben hatte sich der Industriekonzern mit der Deutschen Bahn auf einen millionenschweren Schadenersatz wegen verbotener Preisabsprachen bei der Lieferung von Schienen verständigt. Nach unbestätigten Medienberichten soll es sich dabei um eine Summe in Höhe von 150 Millionen Euro gehandelt haben.
Eine Einigung über Schadenersatz-Forderungen aus dem sogenannten Privatmarkt steht dagegen noch aus. Zum Privatmarkt gehören etwa Nahverkehrsunternehmen oder Baufirmen, die Opfer des Schienenkartells geworden waren.
Bereits im Mai 2013 hatte ThyssenKrupp entschieden, die Bau- und Gleistechnik-Aktivitäten zu verkaufen. Doch der Bereich Gleistechnik habe durch das Schienenkartell eine „massive Schlagseite“ bekommen, hieß es. Ein Käufer für den Geschäftsbereich, der sich vorwiegend mit dem Schienenhandel befasst, sei nicht gefunden worden.
Die IG Metall forderte den Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen für die Beschäftigten. Den Betroffenen müssten Ersatzarbeitsplätze innerhalb des Unternehmens zur Verfügung gestellt werden, sagte ein Sprecher. Es dürfe nicht sein, dass die Beschäftigten für Verfehlungen im Zusammenhang mit dem Schienenkartell zahlen müssten, sagte er.