Schlecker will über 600 weitere Filialen schließen
Stuttgart/Ehingen (dpa) - Die Drogeriekette Schlecker schließt auch im neuen Jahr Hunderte Filialen. Das Unternehmen trenne sich von Läden, die rote Zahlen schreiben und die „auch nach wohlwollender Betrachtung“ keine langfristige Perspektive haben, sagte Sprecher Patrick Hacker.
Nach einem Bericht der „Stuttgarter Nachrichten“ (Dienstag) sollen bis zum nächsten Monat bundesweit 600 weitere Filialen schließen, davon allein 64 im Stammland Baden-Württemberg. Nach dpa-Informationen könnte die tatsächliche Zahl leicht darunter liegen. Schlecker musste im harten Wettbewerb auf dem Drogeriemarkt Federn lassen und kämpft seit längerem gegen Verluste an.
Am Ende des Umbaus beim ehemaligen Branchenprimus wird die Anzahl der sekit 2011 geschlossenen Filialen bei weit über 1000 liegen. Schlecker selbst bestätigt derzeit keine Zahl. Der Drogerieriese aus Ehingen bei Ulm hatte zuletzt noch rund 7000 Läden in Deutschland und etwa 3000 weitere in Österreich, Spanien, Frankreich, Italien, Tschechien, Polen und Portugal. Auch dazu macht das Unternehmen keine Angaben. „Wir halten daran fest, dass Ende des ersten Quartals dieser Prozess abgeschlossen sein wird“, heißt es lediglich.
Vor allem die Karlsruher dm-Drogerien machen dem schwäbischen Familienkonzern schwer zu schaffen. Aber auch die niedersächsische Kette Rossmann ist ihm auf den Fersen. Beide Mitbewerber hatten ihre Umsätze zuletzt gesteigert - und haben aus Sicht von Branchenexperten ein erfolgreicheres Ladenkonzept und Sortiment. Immer wieder kursierende Berichte über Probleme mit Lieferanten und leere Regale dementiert Schlecker aber: „Es gab Verzögerungen während der Jahresgespräche mit den Lieferanten Ende 2011. Die Streitfälle haben wir aber beilegen können“, sagt Hacker. Dennoch könne es sein, dass in einzelnen Märkten das eine oder andere Produkt fehle.
Im Geschäftsjahr 2010 war der europaweite Umsatz um rund 650 Millionen Euro auf 6,55 Milliarden Euro gesunken. Für 2011 rechnete das Unternehmen erneut mit sinkenden Erlösen. Zahlen zum Gewinn oder Verlust nennt Schlecker traditionell nicht. Die Mitarbeiterzahl lag Ende 2011 bei über 30 000 in Deutschland und weiteren rund 17 000 im Ausland.
Wie schlecht es um Schlecker tatsächlich steht, will auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wissen. Nach einer Anfrage von Schlecker, über einen Beitrag der Beschäftigten zur Sanierung verhandeln zu wollen, schauen Wirtschaftsprüfer für Verdi in die Bücher des Drogerieriesen. „Das wird aber sicherlich noch einige Wochen dauern“, sagte Sprecherin Christiane Scheller.
Sie lobt Schlecker zugleich, was die Schließungen angeht: „Wir haben mehr Transparenz gefordert, die Beschäftigten sollen nicht erst kurz vor dem Aus für einen Laden informiert werden. Das ist weitgehend geschehen, auch wenn es noch Verbesserungsbedarf gibt.“ Zumindest erhielten die örtlichen Betriebsräte regelmäßig aktualisierte Listen, welche Läden demnächst geschlossen werden.