Schock für Karstadt: Chefin Sjöstedt gibt auf
Essen (dpa) - Eklat bei der Warenhauskette Karstadt: Die Chefin Eva-Lotta Sjöstedt hat den Chefsessel bei dem Essener Traditionsunternehmen nach weniger als fünf Monaten geräumt.
Sie sehe keine Basis mehr für den von ihr angestrebten Sanierungsprozess, betonte die Schwedin in einer von Karstadt veröffentlichten Erklärung. Der Karstadt-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hellmut Patzelt sprach von einer schlechten Nachricht für die 17 000 Beschäftigten und das Unternehmen.
Sjöstedt erklärte, sie habe die sehr schwierige Aufgabe beim Essener Konzern auch deshalb übernommen, weil ihr der Eigentümer des Unternehmens, Nicolas Berggruen, die volle Unterstützung für ihre Strategie und ihre Investitionspläne für die 83 Warenhäuser zugesagt habe. „Nach eingehender Prüfung, den Erfahrungen der letzten Monate und in genauer Kenntnis der wirtschaftlichen Rahmendaten muss ich jedoch nun feststellen, dass die Voraussetzungen für den von mir angestrebten Weg nicht mehr gegeben sind“, erklärte die frühere Ikea-Managerin. Sie habe deshalb ihr Amt zum 7. Juli niedergelegt.
Das Unternehmen bedauerte die Entscheidung von Sjöstedt. „Dieser Schritt kommt für uns überraschend und in sehr schwierigen Zeiten für die Karstadt Warenhaus GmbH“, sagte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. Finanzvorstand Miguel Müllenbach und Arbeitsdirektor Kai-Uwe Weitz sollen das Unternehmen nun weiterführen. Ziel sei es, „die Sanierung von Karstadt entschlossen und unverzüglich anzugehen“, sagte Aufsichtsratschef Stephan Fanderl. Das Unternehmen dürfe sich dabei von personellen Veränderungen nicht bremsen lassen. Berggruen selbst war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Patzelt zeigte sich schockiert vom Abgang der Managerin. „Das ist keine gute Nachricht für die Beschäftigten und das Unternehmen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Sjöstedts Äußerungen legten nahe, dass der Eigentümer Nicolas Berggruen sie nicht genügend bei ihren Plänen unterstützt habe. Er forderte von der Geschäftsführung rasche Informationen über die Hintergründe des Rücktritts. Stefanie Nutzenberger vom Bundesvorstand der Gewerkschaft Verdi forderte die Eigentümer von Karstadt auf, endlich ihre Pläne für die Zukunft des Warenhauskonzerns auf den Tisch zu legen. Um Karstadt zukunftssicher zu machen, seien dringend Investitionen nötig.
Sjöstedt hatte die Leitung des Konzerns offiziell am 24. Februar 2014 übernommen. In den Wochen zuvor hatte die Schwedin bereits in 47 Filialen selbst an der Kasse gestanden, mit den Mitarbeitern gesprochen und Kunden bedient, um sich aus erster Hand ein Bild von der Lage im Konzern zu machen. Das war vor allem bei den Mitarbeitern gut angekommen. In einem unmittelbar nach ihrem Amtsantritt veröffentlichten Mitarbeiterbrief hatte sie den Mitarbeitern noch Mut gemacht: „Wenn wir als großes Team zusammenarbeiten, können wir alles erreichen.“
Doch hatten ihre Bemühungen, den zuletzt rote Zahlen schreibenden Konzern durch eine stärker lokale Ausrichtung der Warenhäuser und eine Reduzierung der Rabatte, wieder „als Ganzes profitabel zu machen“, in der Kürze der Zeit offenbar keinen durchschlagenden Erfolg. Medienberichten zufolge kämpft das Unternehmen weiter mit Umsatzrückgängen. Auch die Ergebnisentwicklung soll unter den Planungen liegen. Karstadt selbst veröffentlicht keine Zahlen zur aktuellen Geschäftslage.