Shoppen trotz Griechenlandkrise: Konsumlaune steigt

Nürnberg (dpa) - Trotz der griechischen Finanzmisere wächst in Deutschland die Lust am Shoppen: Die Stimmung der Verbraucher zieht dank der brummenden Konjunktur und des guten Arbeitsmarktes nach einigen Monaten der Eintrübung wieder an.

Eurokrise, Inflation, das Atomunglück im japanischen Fukushima und die Unruhen in Nordafrika hatten die Bereitschaft zum Geldausgeben in den Vormonaten auf hohem Niveau etwas gedämpft. Doch für Juli legte der vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK ermittelte Konsumklima-Index von revidiert 5,6 Punkten auf 5,7 Punkte zu.

„Es ist derzeit so, dass die Wahrnehmung dieser Risiken, die zweifellos bestehen - wenn ich an die Schuldenkrise in Griechenland denke, die Ereignisse im Nahen Osten und dergleichen -, dass diese Wahrnehmung derzeit überlagert wird durch die guten Rahmenbedingungen, die in der Bundesrepublik herrschen“ sagte GfK-Experte Rolf Bürkl der Nachrichtenagentur dpa.

Selbst ein finanzieller Kollaps Griechenlands, der gravierende Konsequenzen für die Weltwirtschaft haben dürfte, lässt die Deutschen im Moment vergleichsweise kalt. „Wir sehen seit einiger Zeit, etwa seit einem guten Jahr, dass sich die Deutschen zu den Optimisten in Europa aufgeschwungen haben. Da hat ein gewisser Wandel eingesetzt“, sagte Bürkl.

Dabei würde sich eine Pleite Griechenlands auch auf die Kauflust auswirken: „Ich gehe im Moment nicht davon aus, dass es zu einer Insolvenz kommt. Aber sollte dieser Fall eintreten, hätte das sicherlich schwerwiegende Folgen auch für die Stimmung der Verbraucher, weil dann latent wieder ein Gefühl der Verunsicherung einkehrt“, sagte Bürkl. „Verunsicherung ist immer Gift für den Konsum.“ Der private Verbrauch macht in Deutschland derzeit knapp 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus.

Und es sieht so aus, als bleibt der Konsum ein wichtiges Standbein für das aktuelle Wirtschaftswachstum. Die Einkommenserwartungen der Deutschen legten der repräsentativen GfK-Umfrage zufolge stark zu - der Inflationsdruck lässt nach, der Arbeitsmarkt brummt, und bei Gehaltsverhandlungen lässt sich einiges herausgeholen. Auch die Konjunkturaussichten bewerteten die Bürger positiver, und durch die größere Planungssicherheit stieg zudem die Anschaffungsneigung.

Die Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung waren in den vergangenen Monaten viermal in Folge auf hohem Niveau leicht zurückgegangen. Doch nun reagierten die Befragten auf die zuletzt veröffentlichten Statistiken und die angehobenen Wachstumsprognosen für die Wirtschaft, erläuterte die GfK. Die guten gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen überlagerten die Risiken, die aus einer Verschärfung der Schuldenkrise sowie einem weiteren Anstieg der Energiepreise entstehen könnten.

Für eine Fortsetzung der positiven Verbraucherstimmung wäre es neben einer anhaltend guten Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt und einem Eindämmen der Inflation nach Ansicht von Wirtschaftsminister Philipp Rösler hilfreich, wenn die Bürger auf Steuererleichterungen hoffen könnten. „Wenn die Menschen am Aufschwung teilhaben, stärkt dies die Auftriebskräfte und macht die gute Wirtschaftsentwicklung nachhaltiger und widerstandsfähiger“, teilte Rösler in Berlin mit.

Zur Jahresmitte stehen die Zeichen jedenfalls weiter auf Wachstum: Als erste Forschungseinrichtung erhöhte das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) soeben die Prognose für das deutsche Wirtschaftswachstum auf 4,0 Prozent. Auch der ifo-Index, das wichtige Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft, legte im Juni entgegen den Erwartungen weiter zu. Der Arbeitsmarkt ist in Bewegung, und während die Zahl der Firmenpleiten abnahm, stieg die Nachfrage der Unternehmen nach Krediten für Investitionen.