Siemens und Mitsubishi kontern GE-Angebot für Alstom
München/Paris (dpa) - Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) bieten im Tauziehen um den französischen Alstom-Konzern dem Rivalen General Electric die Stirn.
Mit einem komplexen Angebot wollen beide Unternehmen die Führung von Alstom, aber auch die Regierung in Paris überzeugen. Demnach will sich MHI mit bis zu zehn Prozent an Alstom beteiligen. Siemens hingegen will das Gasturbinen-Geschäft der Franzosen komplett übernehmen und dafür 3,9 Milliarden Euro in bar zahlen, wie der Elektrokonzern am Montag in München mitteilte. Eine Beteiligung von Siemens an Alstom sieht das Angebot nicht vor.
Alstom kommentierte das Angebot zunächst nicht. Der Vorschlag werde in den kommenden Tagen geprüft, hieß es lediglich in einer knappen Mitteilung.
General Electric (GE) äußerte zunächst keine Absichten, das eigene Angebot für Alstom weiter nachzubessern. GE werde sich nicht an einem Bieterkrieg beteiligen, zitierte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg eine Sprecherin der Konzerns. Alstom-Großaktionär Bouygues erklärte, bisher habe es keinen Kontakt zu MHI oder zur Regierung in Paris gegeben. Man wolle aber die eigene 29-Prozent-Beteiligung an Alstom langfristig behalten. Laut Siemens und MHI sollte der 10-Prozent-Anteil für MHI allerdings von Bouygues kommen.
Insgesamt summieren sich die Vorschläge von MHI und Siemens auf eine Barzahlung von rund 7 Milliarden Euro, 3,1 Milliarden Euro davon soll MHI leisten. „Das Angebot ist eine attraktive Konstellation, die es sich lohnt zu prüfen. Das wird der Verwaltungsrat von Alstom auch sicher im Sinne aller Aktionäre tun“, erklärte Siemens-Chef Joe Kaeser. GE hatte 12,35 Milliarden Euro für die Energietechnik von Alstom geboten und die Schaffung von 1000 Arbeitsplätzen in Frankreich zugesagt. Das Angebot gilt noch bis zum 23. Juni.
Das Angebot von Siemens und MHI ist nach deren Einschätzung deutlich besser als das von GE. Deutlich bedeute eine Dimension in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro, hieß es am Montagabend aus Siemens-Kreisen in Paris. Konkrete Zahlen sollten allerdings erst am Dienstag bei einer Pressekonferenz genannt werden.
Auch Siemens will im Falle eines Zuschlags eine dreijährige Jobgarantie für das Gasturbinengeschäft gewähren, zudem wollen die Münchner die Zentrale des Geschäfts in Frankreich ansiedeln. Die Bildung eines gemeinsamen Eisenbahnunternehmens aus den Zugsparten von Alstom und Siemens ist hingegen zunächst vom Tisch. Siemens betonte aber, dass darüber nach der Übernahme weiter „sorgfältig und in gutem Glauben“ diskutiert werden können.
Die Japaner wiederum wollen neben der Beteiligung an Alstom eine umfassende industrielle Allianz schaffen und drei Joint Ventures mit Alstom bilden. Aus Sicht von Siemens und MHI soll der Konzern in seiner gegenwärtigen Form in fast allen seinen Geschäftsfeldern erhalten bleiben. Darüber hinaus würde Alstoms Position als breit aufgestellter weltweiter Anbieter im Energie- und Servicegeschäft gestärkt, seine finanzielle Struktur verbessert und das Unternehmen gleichzeitig als französischer, börsennotierter Großkonzern erhalten.
Siemens-Chef Joe Kaeser und MHI-Chef Shunichi Miyanaga sollen an diesem Dienstag gemeinsam bei Frankreichs Staatspräsident François Hollande und Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg vorsprechen. Das Parlament in Paris bestätigte, dass Kaeser am Dienstag zu einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung erwartet wird.
Die Münchner hatten wochenlang die Alstom-Bücher geprüft, nachdem sie Interesse geäußert hatten, ein eigenes Angebot vorzulegen. Vergangenen Donnerstag teilte der Konzern überraschend mit, mit MHI einen Partner dafür gewonnen zu haben. Die Japaner arbeiten seit geraumer Zeit daran, ihre Position im globalen Energiemarkt auszubauen. Anfang des Jahres legte MHI zu diesem Zweck sein Kraftwerksgeschäft, zu dem die Gas- und Dampfturbinen gehören, mit dem entsprechenden Geschäftsbereich von Hitachi zusammen.