Cloud-Plattform als Treiber Siemens will im Digitalgeschäft zweistellig zulegen
München (dpa) - Der Elektrokonzern Siemens will im Geschäft mit Software, digitalen Diensten und Cloud-Plattformen in den kommenden Jahren kräftig Fahrt aufnehmen. Bis 2020 sollen die Umsätze hier jährlich prozentual zweistellig zulegen, wie Siemens in München mitteilte.
Einer der Treiber werde die neue Cloud-Plattform MindSphere sein, die den Kunden ein offenes Betriebssystem für das „Internet der Dinge“ bieten soll. Dabei arbeitet Siemens auch mit dem IT-Riesen IBM zusammen. Unter anderem wollen die beiden Unternehmen den Datenanalyse-Service IBM Watson Analytics in MindSphere integrieren.
Im Geschäftsjahr 2015/16 (30. September) hatte Siemens mit Software-Lösungen und digitalen Services rund 4,3 Milliarden Euro umgesetzt - zwölf Prozent mehr als im Vorjahr.
Zur Stärkung der Innovationskraft sollen in diesem Jahr zudem rund 300 Millionen Euro mehr in die Forschung und Entwicklung fließen. Damit summieren sich die Ausgaben auf etwa fünf Milliarden Euro. Größtenteils sind die Mittel für Automatisierung, Digitalisierung und dezentrale Energiesysteme sowie die Start-up-Einheit next47 vorgesehen.
Leiter der Einheit, mit der Siemens junge und innovative Unternehmen fördern und sein Engagement bei Start-ups bündeln will, ist seit Mitte November Lakshmikanth Ananth. Er sei überrascht von der Offenheit und dem Innovationshunger, den er bei Siemens vorgefunden habe, sagte Ananth am Rande der Veranstaltung.
In den kommenden fünf Jahren hat sein Team eine Milliarde Euro zur Verfügung. Die Einheit soll auf fünf Feldern tätig werden: künstliche Intelligenz, autonome Maschinen, dezentrale Elektrifizierung und vernetzte Mobilität sowie sogenannte Blockchain-Anwendungen, die etwa den Datentransfer in der Industrie oder den Energiehandel vereinfachen und sicherer machen sollen.
Erstes Projekt der Start-up-Einheit ist ein hybrid-elektrischer Antrieb für Flugzeuge, dessen Machbarkeit Siemens zusammen mit Airbus bis 2020 nachweisen will. „Bis 2030 erwarten wir erste Maschinen mit bis zu 100 Passagieren und rund 1000 Kilometern Reichweite“, erklärte Frank Anton, Leiter „eAircraft“ in der Start-up-Einheit next47.
Bereits am Vorabend hatte Siemens in München zehn Forscher als „Erfinder des Jahres 2016“ geehrt. Zusammen sind die Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, den USA und Dänemark nach Firmenangaben für 558 gemeldete Erfindungen und 597 Einzelpatente verantwortlich. Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres hielt Siemens weltweit in seinen fortgeführten Aktivitäten rund 59 800 Patente, das waren 3800 mehr als zum Vorjahresstichtag.