Skandalbank Barclays streicht 3700 Stellen
London (dpa) - Die skandalgeschüttelte britische Großbank Barclays streicht mindestens 3700 Stellen. Das gab Vorstandschef Antony Jenkins am Dienstag in London bekannt.
1900 der Stellenstreichungen, die vor allem im Ausland geplant seien, entfallen auf das Filialgeschäft. 1800 Arbeitsplätze werden im Investmentbanking gestrichen - wo im vergangenen Jahr bereits 1600 Jobs wegfielen.
Die Bank rechnet allein im ersten Quartal 2013 deshalb mit Restrukturierungskosten in Höhe von fast 500 Millionen Pfund (584 Millionen Euro). Die Aktie der Bank stieg nach der Ankündigung rasant. Barclays-Papiere setzten sich an die Spitze des britischen Aktienindex FTSE und legten um mehr als vier Prozent auf 314,00 Pence zu. Derzeit werden fast in der gesamten Finanzbranche massiv Stellen gestrichen, auch in Deutschland. Die Banken müssen Risiken und Kosten deutlich senken, um die neuen Vorgaben der Regulierer erfüllen zu können oder profitabel zu arbeiten.
Barclays hat auch den Bonuspool für 2012 um 16 Prozent zusammengestrichen. In jüngster Zeit war die Bank in eine Reihe von Bankenskandalen verwickelt, darunter die Manipulation des international bedeutenden Referenzzinssatzes Libor. Ferner wird untersucht, ob die Rettung der Bank in der Finanzkrise 2008 durch einen Staatsfonds aus Katar mit rechten Dingen abgelaufen ist.
Die Bank mit weltweit rund 140 000 Beschäftigten rutschte im vergangenen Jahr in die roten Zahlen. Unter dem Strich stand ein Minus von 236 Millionen Pfund, im Vergleich zu knapp vier Milliarden Pfund Gewinn im Jahr 2011. Vor Minderheitsbeteiligungen betrugen die den Aktionären zurechenbaren Verluste sogar knapp über eine Milliarde Pfund. Im Jahr 2011 hatte Barclays nach dieser Messzahl noch ein Plus von drei Milliarden Pfund erwirtschaftet.
Die Bank hatte 2012 alleine für Schadensersatzansprüche aufgrund von Falschberatungen bei Kreditausfallversicherungen 1,6 Milliarden Pfund an Rückstellungen bilden müssen. Weil Barclays-Berater ohne genügend Aufklärung Kleinunternehmern hochriskante und komplexe Anlageprodukte verkauft hatten, musste die Bank weitere 850 Millionen Pfund abschreiben.
„Barclays wird sich ändern“, sagte Vorstandschef Jenkins, der im vergangenen Jahr seinen über den Libor-Skandal gestolperten Vorgänger Bob Diamond ersetzt hatte. Jenkins setzt unter anderem mit der Schließung der Abteilung „Structured Capital Assets“ auf Erneuerung. Diese hatte vor allem zum Ziel, im großen Stil Steuervermeidungsmodelle zu entwerfen - ein heißes Eisen vor allem auf dem Heimatmarkt Großbritannien.
Jenkins will den guten Ruf der Bank wiederherstellen. Das Institut müsse transparenter werden und mehr von seinem Handeln veröffentlichen, sagte Jenkins, als Ergebnis einer strategischen Überprüfung der Bankgeschäfte. Der Anteil des Investmentbankings soll deutlich kleiner werden.