Sloweniens Bankensektor in Schieflage geraten
Ljubljana/Belgrad (dpa) - Kein Geringerer als Sloweniens Regierungschef Janez Jansa räumt eine „unsichere Situation im Bankensektor“ des Eurolandes ein.
Der Staat musste bereits die Lage der größten Bank des Landes, der Nova Ljubljanska Banka (NLB), mit einer Finanzspritze von 383 Millionen Euro stabilisieren. Der Regierungschef kritisierte in dieser Woche, dass die Unternehmensprüfung der bedrohten Bank, obwohl für Mai eingeplant, noch immer auf sich warten läßt. „In den vergangenen Jahren hatte Slowenien Europa viele Dinge versprochen, die es nicht geliefert hat“, es gebe ein „Glaubwürdigkeitsproblem“, hielt Jansa fest.
Der Staat ist mit mehr als 45 Prozent der größte Anteilseigner bei der NLB. An der zweitgrößten Bank Nova Kreditna Banka Maribor (NKBM) besitzt er über die Hälfte des Kapitals. Das ebenfalls von einer Kapitallücke geplagte Geldinstitut will sich durch den Verkauf der Versicherung Zavarovalnica Triglav und am freien Kapitalmarkt frisches Geld besorgen, wie seine Führung unlängst ankündigte.
Die slowenische Zentralbank schätzt, dass 18 Prozent aller Bankenkredite im Land notleidend sind. In der besonders gebeutelten Baubranche ist sogar die Hälfte aller Kredite zunächst uneinbringlich. Bei der NLB war die belgische KBC-Bank mit einem Anteil von 25 Prozent als Retter auserkoren. Doch die machte vor der eigentlich fest verabredeten NLB-Kapitalerhöhung einen überraschenden Rückzieher. Nach unbestätigten Berichten in Slowenien soll die EU die KBC gedrängt haben, ihre NLB-Beteiligung zu Geld zu machen. Denn die Belgier hatten selbst Probleme und nahmen Milliardenhilfen in Anspruch.
Die slowenischen Banken sind traditionell stark in Unternehmensfinanzierungen involviert. Das ist die Crux, denn: „Sloweniens Unternehmenssektor gilt als einer der höchstverschuldeten im Euro-Raum“, analysierte Germany Trade & Invest. Deshalb war die einstige jugoslawische Republik im vergangenen Jahr mehrmals von den internationalen Ratingagenturen herabgestuft worden. Das ausufernde Haushaltsdefizit will die Regierung mit einem Sparprogramm von 800 Millionen Euro auf bis zu vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr drosseln nach 6,4 Prozent im Vorjahr.
„Dieses Ziel ist wahrscheinlich nicht zu erreichen, da das Wirtschaftswachstum geringer ausfallen wird als prognostiziert“, schätzt die Slowenien-Expertin des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche, Hermine Vidovic. Damit werde es „problematisch, zu frischem Geld zu kommen“. Immerhin waren die Renditen für slowenische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit zuletzt auf über sechs Prozent geklettert. Die Refinanzierung der Staatsschulden wird damit immer teurer und für das Euroland nur noch schwer zu stemmen.
Wie hoch der Kapitalbedarf für die Sanierung des gesamten Bankensektors ist, bleibt unklar. Drei bis fünf Milliarden Euro, heißt es in heimischen Schätzungen. Dabei will der einstige Musterschüler der Eurozone möglichst schnell wieder zu seinen alten Tugenden zurückkehren. Immerhin hat Slowenien als einer der ersten Staaten den von Deutschland angestoßenen Fiskalpakt ratifiziert.