So viele Jobangebote wie nie

Nürnberg (dpa) - In deutschen Unternehmen gab es im November trotz wachsender Rezessionsängste so viele freie Stellen wie noch nie. Nach einer vorübergehenden Stagnation im September und Oktober sei die Arbeitskräftenachfrage der Wirtschaft wieder auf Rekordhöhe geklettert.

Das berichtete die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag bei der Veröffentlichung ihres monatlichen Stellenindexes BA-X. Der entsprechende Wert kletterte von 171 im Oktober auf 179 im November. „Die Unternehmen in Deutschland wollen offensichtlich trotz zahlreicher Unsicherheiten auf den internationalen Finanzmärkten weiter einstellen“, kommentierte die BA die Entwicklung. Die wirtschaftliche Situation in Deutschland sei noch immer gut.

Andererseits seien die vielen freien Stellen auch eine Folge des Booms: Zum einen wechselten in Phasen der Hochkonjunktur mehr Beschäftigte ihren Job als bei Konjunkturkrisen. Zudem dauere es wegen des zunehmenden Fachkräftemangels inzwischen länger, bis für eine freie Stelle die passende Kraft gefunden sei. Weiterhin komme jede dritte Stelle aus der Zeitarbeit.

Großbanken rechnen in den kommenden Monaten dennoch mit einer Abkühlung des deutschen Jobaufschwungs. Spätestens in der ersten Jahreshälfte 2012 werde der Rückgang der Arbeitslosenzahlen zum Stillstand kommen, prognostizierten Arbeitsmarktexperten der Institute in einer Umfrage der Nachrichtenagentur dpa. Einige Fachleute rechnen sogar mit einem leichten Anstieg.

„Wir sehen für das erste Halbjahr 2012 eine leichte Rezession. Dass da auch der Arbeitsmarkt was abbekommt, ist klar“, erwartet etwa der Deutsche Bank-Volkswirt Stefan Schneider. Die BA will an diesem Mittwoch (30. November) die Arbeitslosenzahlen für November bekanntgeben.

Im November ist es nach Einschätzung der Experten auf dem Arbeitsmarkt noch einmal rund gelaufen. Trotz eines leichten Anstiegs der Arbeitslosenzahlen um knapp 20 000 auf 2,75 Millionen erwarten die meisten Fachleute saisonbereinigt einen Rückgang - und zwar um 5000 bis 15 000. Lediglich Stefan Schneider von der Deutschen Bank geht von einer leichten Zunahme der Arbeitslosigkeit aus. Er ist überzeugt davon, dass bereits der saisonbereinigte Anstieg der Erwerbslosenzahlen im Oktober die Trendwende markiert hat.

Weiterhin optimistisch zeigt sich die Commerzbank. Ihr Arbeitsmarktexperte Eckart Tuchtfeld geht sogar von einem weiteren Sinken der Arbeitslosigkeit im November aus; nach seinen Berechnungen könnte die Erwerbslosigkeit auf 2,72 Millionen gerutscht sein. „Ich habe mir mal die offenen Stellen angeschaut - und ihre Zahl hat im Oktober auf hohem Niveau gelegen. Das werte ich als gutes Zeichen“, begründete er seinen Optimismus. Nach seiner Prognose dürfte die positive Entwicklung noch zwei bis drei Monate anhalten.