Softwarefehler könnte A400M zum Absturz gebracht haben
München (dpa) - Der Absturz eines Militärtransporters Airbus A400M vor gut einer Woche in Spanien könnte die Folge eines Software-Problems in der Triebwerkssteuerung gewesen sein.
Wie „Spiegel Online“ berichtete, hätten Ingenieure einen Fehler in der Steuerungseinheit gefunden, der den Ausfall von drei der vier Triebwerke des fabrikneuen Fliegers verursacht haben soll.
Airbus wollte sich im Hinblick auf die noch laufenden Untersuchungen nicht zur Absturzursache äußern, verschickte aber inzwischen eine sogenannte dringliche technische Empfehlung an die Nutzer des umstrittenen Fliegers, um „mögliche Risiken bei künftigen Flügen zu vermeiden“, wie es hieß. Die Analyse, die zu dieser Empfehlung geführt habe, sei unabhängig von den derzeit laufenden Untersuchungen zur Absturzursache gewesen, betonte Airbus.
„Spiegel Online“ schrieb unter Berufung auf Airbus-Kreise, dass kurz nach dem Start drei Triebwerke von Computern widersprüchliche Befehle erhalten und darauf die Leistung abgeschaltet hätten. Bei dem Absturz in der Nähe des Flughafens von Sevilla waren am 9. Mai vier Besatzungsmitglieder getötet und zwei schwer verletzt worden.
Der Chef der Airbus-Rüstungssparte Defence & Space, Bernhard Gerwert, betonte, dass die Behörden die Untersuchung noch nicht abgeschlossen hätten. „Deswegen können wir heute nicht von einem Software-Fehler sprechen“, sagte er. Noch habe er keine Ergebnisse von den Behörden erhalten. Ein Airbus-Sprecher hatte zuvor betont, eine Unfallursache „aufgrund von einzelnen Indikationen festzulegen wird den Tatsachen nicht gerecht“.
Den Nutzern des umstrittenen Fliegers empfiehlt Airbus einen Test. Dieser sehe „die Durchführung eines einmaligen Kontroll-Checks der elektronischen Triebwerkskontrolleinheit bei jedem Flugzeugtriebwerk vor dem nächsten Flug vor“, heißt es in der Mitteilung. Zudem gebe es Anweisungen für weitere Checks, wenn etwa ein Triebwerk getauscht oder eine elektronische Triebwerkskontrolleinheit gewechselt werde.
Die Triebwerke der A400M werden von einem Konsortium unter dem Namen Europrop gefertigt, zu dem neben dem Treibwerksbauer Rolls-Royce auch die deutsche MTU, die spanischen ITP und die französischen Safran-Tochter Snecma verantwortlich sind. Aus Deutschland und Frankreich stammen Teile für die Steuerungssysteme der Triebwerke.
Laut einem Bericht des „Handelsblatts“ (Mittwoch) soll der Fehler auf Qualitätsprobleme im Airbus-Werk im spanischen Sevilla zurückgehen. Dort sei die Software wahrscheinlich fehlerhaft aufgespielt worden, wie die Zeitung unter Berufung auf nicht genannte Airbus-Mitarbeiter berichtet. Ein Sprecher des Unternehmens wollte sich dazu am Dienstag nicht äußern. Dem „Handelsblatt“ zufolge geht Airbus davon aus, dass der Fehler nach jetzigem Stand auf eine Maschine beschränkt war.
Die Luftwaffe hatte Ende vergangenen Jahres ihre erste Maschine bekommen. Für die ändert die Warnung von Airbus zunächst nichts. Die Testflüge mit dem Flieger waren nach dem Absturz bereits ausgesetzt worden. Dabei bleibt es bis auf weiteres. „Die dringliche technische Empfehlung des Herstellers muss nun erst einmal geprüft werden“, sagte ein Ministeriumssprecher. Für alles Weitere müsse der Untersuchungsbericht abgewartet werden.
Von Beginn an war die Entwicklung des Flugzeugs von politischen, finanziellen und technischen Problemen behindert worden. Kunden für das Flugzeug sind etwa noch Frankreich, Großbritannien, die Türkei und Malaysia. Laut Airbus wurden von bisher 174 bestellten Maschinen bisher 12 ausgeliefert. Die auf ihrem Jungfernflug abgestürzte A400M war für die Türkei bestimmt und sollte im Juni ausgeliefert werden.