Spanische Regierung leitet Verfahren gegen Spanair ein
Madrid (dpa) - Der pleitebedrohten spanischen Fluggesellschaft Spanair drohen wegen der Einstellung des Betriebs hohe Strafen. Verkehrsministerin Ana Pastor kündigte am Samstag vor der Presse an, dass die Regierung ein Verfahren gegen die Arline eingeleitet habe.
Spanair könnte demnach zur Zahlung von Geldbußen im Umfang von insgesamt neun Millionen Euro verurteilt werden. Spanair hatte in der Nacht zum Samstag ohne Vorankündigung den Betrieb angesichts der finanziell schlechten Aussichten vollständig eingestellt. Gut 22 700 Passagiere waren von der Maßnahme betroffen und mussten auf andere Flüge umgebucht werden. Nach Angaben von Pastor sollen an diesem Wochenende und am Montag insgesamt 647 Flüge ausfallen.
Pastor beschuldigte Spanair, das Unternehmen habe gegen die Verpflichtung verstoßen, eine kontinuierliche Dienstleistung zu garantieren. Außerdem habe Spanair die Rechte der Passagiere nicht respektiert. Für beide Verstöße könnte der Fluggesellschaft eine Geldstrafe von je 4,5 Millionen Euro auferlegt werden. Zudem könnte die Lizenz entzogen werden, sagte die Verkehrsministerin.
Die spanischen Gewerkschaften forderten, dass die von starken Verlusten und hohen Schulden gebeutelte Airline mit Blick auf die schwierige Situation der Mitarbeiter so schnell wie möglich ein Konkursverfahren einleitet.
Spanair war in eine finanziell prekäre Lage geraten, nachdem Qatar Airways bekanntgegeben hatte, dass man nicht beim katalanischen Unternehmen einsteigen wolle. Auch die Regierung der Region Katalonien wollte Spanair nicht mehr mit Krediten unter die Arme greifen. Die Regionalregierung und die Gemeinde Barcelona sind die wichtigsten Anteilseigner von Spanair.
Die 1986 gegründete Fluggesellschaft hatte 2010 einen Verlust von 115 Millionen Euro eingeflogen, im Jahr zuvor waren es 186 Millionen Euro. 2011 hatte die frühere Tochter der skandinavischen SAS insgesamt 12,5 Millionen Passagiere befördert. Spanair beschäftigt direkt und indirekt mehr als 4000 Mitarbeiter.
Ein Spanair-Flieger war im August 2008 kurz nach dem Start auf dem Flughafen Madrid-Barajas abgestürzt und in Flammen aufgegangen. Von 172 Menschen an Bord kamen 154 ums Leben.